Frauen-Notunterkunf wird verkleinert: Frauen auf der Straße
Eine Unterkunft für psychisch belastete Frauen in Hamburg-Altona muss 30 Plätze streichen.
In der Wohnanlage Notkestraße in Hamburg-Bahrenfeld gibt es verteilt auf zwei Gebäude derzeit 100 Plätze für Frauen, die psychisch hoch belastet und schwer in Wohnraum zu vermitteln sind. Hamburgs Sozialbehörde räumt ein, dass dort 30 Plätze abgebaut werden sollen. „Der Standort soll inhaltlich weiterentwickelt werden, um den Bedarfen dieser Frauen besser gerecht zu werden“, so Sprecher Wolfgang Arnhold.
Er verweist auf den Koalitionsvertrag von Rot-Grün, in dem vereinbart wurde, psychisch erkrankte wohnungslose Menschen besser zu versorgen. Dafür solle es für 50 Männer einen Standort geben, der in Bergedorf bereits existiert, und einen für Frauen. „Herzstück“ sei, den Bewohnerinnen auch eine ärztliche psychiatrische Behandlung vor Ort und zu bieten und eng mit der Suchthilfe zu kooperieren. Das Konzept sehe auch tagesstrukturierende Beschäftigung und Überleitung in die Regelversorgung des Gesundheitssystems vor.
Renate Schumak, Psychologin, Beratungsstelle der Solidarischen Psychosozialen Hilfe in Hamburg
Doch für die Umsetzung müsste umgebaut werden, man brauche etwa Praxisräume und mehr Einzelzimmer, sagt Arnhold. Deshalb sei geplant, dass es in einem Gebäude 41 Plätze für psychisch erkrankte Bewohnerinnen gibt. Im Nachbarhaus sollen 29 „Lebensplätze für Frauen“ entstehen, die nicht mehr im eigenen Wohnraum leben können.
Die Frauen wissen nicht, was mit ihnen passiert
„Nicht alle heutigen Bewohnerinnen können am Standort bleiben“, so Arnhold. Da zuletzt 88 Plätze besetzt waren, geht es um 18 Frauen. Die Umzüge sollen vom städtischen Träger Fördern & Wohnen (F&W) „eng begleitet“ werden, eine Verlegungsplanung werde noch entworfen.
Schumak nennt das Vorgehen „unsensibel und eigentlich nicht tragbar“. Denn die Frauen werden ihres Wissens im Unklaren gelassen, was mit ihnen passiere. „Es ist eine Zielgruppe, die besonders verletzlich ist.“ Sie lebten dort teils schon sehr lange und hätten „keine Perspektive auf dem Wohnungsmarkt“.
Die Sozialbehörde versichert indes, F&W habe mit allen Bewohnerinnen Gespräche geführt. Viele der Frauen seien zufrieden mit den für die Zukunft angebotenen Plätzen und strebten „keine Rückkehr in die Notkestraße an“. Die Frauen hätten auch äußern können, ob sie bestimmte andere Orte wünschen, etwa nahe ihrer Verwandten. Man bemühe sich, solche Wünsche zu berücksichtigen, „immer abhängig davon, ob es entsprechende Plätze gibt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Krieg in Gaza
Kein einziger Tropfen sauberes Wasser
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus