Frauen-Mehrheit in Sachverständigenrat: Auf ihre Weise
Die in den USA lehrende Ökonomin Malmendier zieht in den Sachverständigenrat ein. Damit stellen erstmals Frauen die Mehrheit der Wirtschaftsweisen.
Damit vollzieht sich bei den „Wirtschaftsweisen“ eine kleine Revolution: Erstens muss die politisch besetzte Beraterrunde der Bundesregierung wegen Zeit- und Ortsgrenzen künftig öfters online beraten. Zweitens gibt es in dem renommierten Gremium bald eine weibliche Mehrheit. Erst 2005 kam die erste Frau in den Rat der fünf Weisen, die Schweizerin Beatrice Weder di Mauro.
Die 1973 in Köln geborene Malmendier ist Verhaltensökonomin. Sie bekam 2013 von der US-Wissenschaftlervereinigung American Finance Association den Fischer Black Prize verliehen, als erste Frau. Damals betonte sie, in den USA seien Familie und Beruf viel besser vereinbar als in Deutschland. Gründe: Mentalitätsunterschiede und auch Kolleginnen, die ihr gesagt hätten: „Komm doch mal zu einem Fakultätstreffen weniger“.
Sie wolle aber „in einer Umgebung leben, in der ich ermutigt werde“, sagte Malmendier. Das Gender-Thema dürfte die Geldmarktexpertin auch in ihrer Arbeit für den Sachverständigenrat beschäftigen: „Frauen überschätzen die Inflation noch stärker als Männer“, schrieb sie erst im Mai in der FAZ.
Lange Uneinigkeit in der Bundesregierung
Malmendier folgt auf den Neoliberalen Lars Feld, der die Weisen bereits vor eineinhalb Jahren verlassen hatte – nun berät er FDP-Finanzminister Christian Lindner. Auch der konservative Bochumer Ökonom Martin Werding zieht auf Vorschlag der Arbeitgeber neu in den SVR ein. Der 58-Jährige ersetzt Volker Wieland, der im April vorzeitig aufgehört hatte. Werding ist Experte für sozialen Sicherungssysteme – und gilt als Zahlenfuchs.
Lange hatte sich die Bundesregierung nicht über die vakanten Positionen einigen können. Derzeit sitzen im fünfköpfigen Rat Monika Schnitzer (Universität München) und Veronika Grimm (Erlangen) und Achim Truger (Duisburg-Essen).
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