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Frau Schnellboot vor Herrn Supertanker

Die Internationale Frauenuniversität soll als Women’s Institute of Technology weiterleben. Wenn das Geld reicht, werden ab 2003 Studiengänge an vier deutschen Unis angeboten: Interdisziplinär, international und weiblich

BERLIN taz ■ Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Klaus Landfried, geriet ins Schwärmen. Die Internationale Frauenuniversität (Ifu) sei ein „kleines, schnelles Boot“, das dabei sei, den eingeschränkt manövrierfähigen „Supertanker“ Universität zu überholen. Die Ifu sei in Internationalität und Interdisziplinarität unerreicht – deshalb werde sich die Hochschulrektorenkonferenz aktiv um ihre Fortsetzung bemühen.

Der Herr Professor gehörte zu den wenigen männlichen Teilnehmern der internationalen Konferenz „Rethinking University“, die am Wochenende in Berlin stattfand. Das Thema war nicht nur ein Blick zurück auf die Ifu, an der im Sommer 2000 in Hannover rund 1.000 Frauen aus 105 Ländern teilgenommen hatten, sondern auch ein Blick nach vorn. Im Wintersemester 2003 soll die Ifu an der Berliner Humboldt-Universität und den Unis von Münster, Hamburg, Hannover und Bremen fortgesetzt werden – so Göttin will und die bis dahin akquirierten Gelder reichen. Die Ifu soll dann Women’s Institute of Technology, Development and Culture (WIT) heißen, vielleicht auch in der stillen Hoffnung, WIT möge irgendwann ebenso berühmt werden wie ihr Namenspatron, das MIT in Massachusetts.

Um das „Schnellboot“ zu beschleunigen, ist die Hochschulrektorenkonferenz bereits dem frisch gegründeten WIT-Konsortium beigetreten. Ihm gehören neben den deutschen auch einige südafrikanische Universitäten an, außerdem das südafrikanische Pendant zur Deutschen Forschungsgemeinschaft, die National Research Foundation. Ihr Vizepräsident Gerard von Gruenewald befand in Berlin, wie fix das Schnellboot WIT ist: „Aus einer globalen Perspektive nimmt die Strategie des WIT bereits eine Vielzahl der Forderungen und Handlungsempfehlungen vorweg, die auf dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung Ende August in Südafrika diskutiert werden sollen.“ Seine Organisation werde deshalb jährlich zehn WIT-Studentinnen aus Südafrika mit Stipendien fördern.

„Studentinnen“ ist dabei ein irreführender Begriff. Das WIT ist für nur für Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium gedacht. Je 30 bis 40 von ihnen sollen sich insgesamt 15 Monate lang in vier Master-Programmen weiterbilden können: Nachhaltiges Wasser- und Bodenmanagement; Information als soziale Ressource; Globalisierung und Entwicklung; Gesundheit und Gesellschaft. Geschätzte Kosten pro Jahr und Studiengang: rund 400.000 Euro. Der Unterricht soll in Englisch abgehalten werden, die Dozentinnen kommen genau wie die „Studentinnen“ aus aller Frauen Länder.

Was das für die Ausrichtung des Studiengangs „Gesundheit und Gesellschaft“ bedeuten könnte, machte die Inderin Nafis Sadik deutlich. Sie hoffe auf die Ausbildung weiblicher Führungskräfte, sagte die UN-Sonderberaterin für Gesundheit in New York. Denn die fehlten bei allen Gesundheitsprogrammen weltweit, so Sadik. Die besonderen Gesundheitsprobleme von Frauen, nicht nur bei Schwangerschaft und Geburten, sondern auch bei Aids, bei Genitalverstümmelungen, bei sexueller Gewalt, bei Krebs und Herzinfarkten würden von männlichen Ärzten wenig bis gar nicht wahrgenommen. UTE SCHEUB

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