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Frau Nolte wird geholfen

■ „Der Säger: Neue Mordspur führt in den Harz“ (Bild)

Weil die junge Madame Nolte

mehr vom Leben haben wollte,

rief sie schließlich irgendwann

nachts beim Sägemörder an.

„Leider hab' ich Mann & Kind ...

Könnten Sie nicht ganz geschwind ...

Beide sind nicht totzukriegen!“

„Beste Frau! Mir ein Vergnügen!“

Schnell parat ist sein Gepäck:

Knochensäge – Schlachtbesteck,

Stullen und die Thermosflasche

wandern in die Reisetasche.

Auf dem Bahnhof kommt zum Glück

gleich der Zug von Osnabrück –

dieser InterRegio

wird zum InterSägio.

Morgens steht in Ilmenau

schon im Hausflur eine Frau

einst Familienminister,

jetzt mit 'nem Benzinkanister

hört sie, doch etwas beklommen,

vor dem Haus das Taxi kommen,

schaltet, eh' er springt heraus,

den Bewegungsmelder aus.

Lotst den Mörder von Straße

auf die Waschbeton-Terrasse

quer durch Koniferenhecke,

Party-Grill und gelbe Säcke

bis ins Wohnzimmer hinein,

wo der Sägemörder rein

ordnungshalber, wie ihr deucht,

die Sozialausweise zeicht.

„So wie's scheint, stimmt insgesamt

alles mit dem Ordnungsamt –

„Darf ich jetzt die Zimmer zeigen?

Leise sein beim Treppensteigen!“

Sohn und Gatte schnarchen friedlich

doch nun wird es ungemütlich,

denn die Bestie aus Celle

rückt den beiden auf die Pelle,

Ritscheratsch und eins, zwei, drei

und im Morgenrock dabei

steht die frischgeback'ne Schlampe

in der Hand die Taschenlampe.

Auf der Fertighaus-Veranda

herrscht bald fieses Durcheinanda,

wobei ausgenommen sind

Nolte-Mann & Nolte-Kind.

Die auch gleich verwurstet wer'n:

Thüringer zu Thüringern.

Aus den Einweckgläsern quillt 'se:

hausgemachte Presskopfsülze,

die der stoffelige Gatte

selber doch so gerne hatte

– aber jetzt zerfressen ihn

Säurebad und Waschbenzin.

Sägemörder will nach Hause,

gleich nach seiner Frühstückspause

doch da flüstert sanft Frau Nolte,

ob er nicht noch bleiben wollte ...

Gut, so bleibt er noch ein bißchen,

hier ein Küßchen, da ein Küßchen –

neuerwachtes Lebensglück

läßt er dann bei ihr zurück.

Macht zum Abschied ihr die Freud'

und ihr noch 'nen Schlitz an's Kleid.

Bei Frau Nolte dauert's immer

länger jetzt im Badezimmer,

vom ersparten Kindergeld

ist ein Wonderbra bestellt.

Für die Grundsatz-Diskussion

bei der Hausfrauen-Union.

Christian Meurer

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