Französischer Präsidentschaftskandidat: 10.000 Euro wegen Volksverhetzung
Der rechtsextreme Éric Zemmour ist zu einer Buße verurteilt worden. Er bezeichnete minderjährige Migranten als „Diebe, Mörder und Vergewaltiger“.
„Die Grenzen der Meinungsfreiheit sind überschritten“, hatte Staatsanwältin Manon Adam während der Gerichtsverhandlung betont. Es sei kein sprachlicher Ausrutscher gewesen, denn er habe diese Aussage auch noch bekräftigt. Sie hatte dem provokanten Politiker „kriegerische Sprache“ und „Verallgemeinerungen“ vorgeworfen, „typische Mittel des Rassismus“.
„Sie haben hier nichts zu suchen, sie sind Diebe, Mörder, Vergewaltiger, das ist alles, was sie sind“, hatte Zemmour in einer TV-Debatte im September 2020 über minderjährige Migranten gesagt. „Man muss sie zurückschicken, und sie sollten gar nicht erst herkommen“, hatte er betont.
Auf den Einwand der Moderatorin, dass das wohl nicht alle minderjährigen Flüchtlinge betreffe, sagte Zemmour: „Alle. Sie haben hier nichts zu suchen. (…) Das ist eine permanente Invasion.“
Sein Anwalt Olivier Pardo hatte betont, dass in einer solchen Sendung „schlagfertige Antworten“ die Regel seien. „Eric Zemmour ist kein bisschen rassistisch“, sagte Pardo. Er beschreibe nur die Realität „auf seine Art, manchmal etwas brutal“. Er habe die These entwickeln wollen, dass Einwanderung nicht nötig sei.
Zemmours Anwalt Olivier Pardo
Unter den etwa 30 Nebenklägern waren antirassistische Organisationen, aber auch mehrere Vertreter französischer Départements, die sich um minderjährige Migranten kümmern.
Zemmour hat bereits etwa 15 Verfahren hinter sich. In zwei Fällen wurde er wegen Volksverhetzung rechtskräftig verurteilt. Der aus einer algerisch-jüdischen Familie stammende ehemalige Journalist liegt in Umfragen derzeit mit 15 Prozent knapp hinter der rechtspopulistischen Kandidatin Marine Le Pen und der rechtskonservativen Valérie Pécresse, die je auf 16 Prozent kommen.
Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Instituts Katar halten 64 Prozent der Befragten Zemmour für einen Vertreter der „nationalistischen und fremdenfeindlichen rechtsextremen Bewegung“. Etwa 62 Prozent halten ihn für eine „Gefahr für die Demokratie“. Für jeden fünften hingegen steht Zemmour für eine „patriotische Rechte, die traditionelle Werte verteidigt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“