Frankreichs Angriffe gegen „Terroristen“: Bomben auf Burkina Faso

Nach dem bisher blutigsten Anschlag in Benin jagt Frankreich die Angreifer nach Burkina Faso. Dutzende Menschen sterben bei Luftschlägen.

Nationalpark W in Benin.

Sehenswert und lebensgefährlich: Im Nationalpark W im äußersten Norden von Benin Foto: African Parks

BERLIN taz | Mitten in der Debatte über einen Abzug der französischen Kampftruppen aus Mali hat Frankreich im benachbarten Burkina Faso eine Reihe von Erfolgen im Antiterrorkampf vermeldet. 40 „Terroristen“ seien bei Luftangriffen im Osten des Landes an der Grenze zu Niger „kampfunfähig“ gemacht worden, gab das Verteidigungsministerium am Samstag bekannt.

Es handele sich um dieselbe Gruppe, die vergangene Woche bei drei Bombenanschlägen im Nationalpark W in Benin – er heißt so, weil er das Dreiländereck zwischen Benin, Burkina Faso und Niger bildet – neun Menschen getötet und 12 verletzt habe. Es war der bisher schwerste terroristische Angriff in Benin. Unter den Toten war ein 50-jähriger französischer Ex-Soldat, der Parkwächter ausbildete.

Das südafrikanische Naturschutzunternehmen „African Parks“, das den Nationalpark betreibt, sprach von einem „Hinterhalt“, in den eine Patrouille geraten sei; Benins Präsidentschaft aber erklärte, zwei Patrouillen seien bei der Jagd auf Wilderer auf Sprengsätze getroffen.

Kräfte der französischen Antiterroroperation Barkhane, so Frankreichs Verteidigungsministerium, spürten die Angreifer im Nationalpark W aus der Luft auf und verfolgten sie mit Motorrädern nach Burkina Faso. Auf einen ersten Drohnenangriff auf die Motorradkolonne seien drei Luftangriffe mit Mirage-2000-Kampfjets gefolgt.

Die Operation am 10. Februar sei „mit der Zustimmung und in ständiger Koordinierung mit den burkinischen Behörden“ erfolgt, betont die Erklärung aus Frankreich.

Mehrere Tage zuvor, in der Nacht zum 8. Februar, gab es demnach bereits im Nordwesten von Burkina Faso an der Grenze zu Mali heftige Kämpfe zwischen einer mutmaßlichen Terrorgruppe und französischen Soldaten. Ein aus Hubschraubern abgesetztes Spezialkommando habe mit Luftunterstützung ein Terrorlager erobert und zehn Kämpfer „neu­tralisiert“ sowie erhebliche Mengen an Waffen und Munition erbeutet.

„Leider“ seien auch vier Zivilisten, „die in der Mitte der Terroristen im Lager anwesend waren“, getötet worden.

Frankreich ist eigentlich in Burkina Faso gar nicht ständig militärisch präsent, außer mit Spezialkräften – ganz anders als im benachbarten Mali, wo die französische Armee seit neun Jahren mit Tausenden Soldaten gegen islamistische Untergrundgruppen vorgeht. Die Beziehungen zwischen Mali und Frankreich sind neuerdings auf einem Tiefpunkt angelangt.

Es wird erwartet, dass Frankreich noch diese Woche den Abzug aus Mali verkündet. Unbestätigten französischen Berichten zufolge will Präsident Emmanuel Macron das Ende der Antiterroroperation Barkhane sowie der europäischen Spezialkräfteoperation Takuba auf einem Sondergipfel in Paris am kommenden Mittwoch ankündigen.

Doch Frankreich werde in der afrikanischen Sahelzone „den Kampf gegen den Terrorismus fortsetzen“, betonte vergangene Woche der französische Generalstabschef Thierry Burkhard bei einem Besuch in der Elfenbeinküste.

Das Hervorheben erfolgreicher Militärschläge in Burkina Faso könnte ein Hinweis darauf sein, wie Frankreich sich das vorstellt: keine dauerhaften Eingreiftruppen wie Barkhane, sondern punktuelle Schläge aus der Luft und mit Spezialkräften in Unterstützung lokaler Streitkräfte, gekoppelt mit enger Zusammenarbeit auf Stabsebene.

In Burkina Faso hat zwar vor drei Wochen das Militär geputscht, so wie schon in Mali – doch der neue Machthaber Paul-Henri Sandaogo Damiba, in Frankreich ausgebildet, gilt als viel frankophiler als seine malischen Kameraden. Sein Putschregime wurde auch noch nicht mit harten Sanktionen belegt.

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