Fraktionsspitze der Linken gewählt: Jetzt auch offiziell im Amt
Bisher waren sie nur kommissarisch Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. Nun sind Heidi Reichinnek und Sören Pellmann offiziell gewählt worden.
Reichinnek erhielt nach Angaben der Fraktion 94,8 Prozent der Stimmen – und damit deutlich mehr als ihr Co-Vorsitzender Pellmann, der auf 72,4 Prozent der Stimmen kam. „Wir werden jetzt als Linksfraktion noch schlagkräftiger, noch lauter und noch mehr Möglichkeiten haben, um die Situation der Menschen im Alltag zu verbessern. Ich freue mich darauf“, sagte die 37-jährige Osnabrückerin Reichinnek nach der Wahl.
Pellmann betonte, dass die Fraktion weiter energisch für ihre Themen eintreten werde. So werde etwa die Abschaffung der Schuldenbremse „eines der Themen sein, die wir in den nächsten Wochen auf die Agenda setzen werden“, erklärte der 48-jährige Leipziger.
Das Duo hatte die Leitung der kleinsten Fraktion im Bundestag kurz nach der Bundestagswahl im Februar zunächst nur kommissarisch übernommen. Nachdem die Linkspartei in der vergangenen Legislaturperiode nach der Abspaltung des Lagers um Sahra Wagenknecht ihren Fraktionsstatus verloren hatte, waren Reichinnek und Pellmann bereits 2023 zu Vorsitzenden der Linken-Gruppe im Bundestag gewählt worden.
Görke wird als Parlamentarischer Geschäftsführer abgelöst
Der bisherige kommissarische Parlamentarische Geschäftsführer Christian Görke führt sein Amt hingegen nicht weiter. Mit dem Verzicht des 63-jährigen Brandenburgers gehört nun erstmals kein früheres SED-Mitglied der Linken-Fraktionsspitze mehr an. Zur neuen Fraktionsgeschäftsführerin wurde mit 87,9 Prozent Ina Latendorf aus dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Wie Görke gehört die 53-jährige Juristin seit 2021 dem Bundestag an und war bislang seine Stellvertreterin.
Zu stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden wurden die Ex-Parteivorsitzende Janine Wissler und Desiree Becker aus Hessen (beide 88,1 Prozent), Nicole Gohlke aus Bayern (81,3 Prozent), Clara Bünger aus Sachsen (81,3 Prozent), der Stuttgarter Abgeordnete Luigi Pantisano (70,7 Prozent) sowie die Münsteranerin Kathrin Gebel (82,1 Prozent) gewählt. Dem Fraktionsvorstand gehören zudem die beiden Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken an.
Dass Reichinnek und Pellmann ihre Arbeit als Fraktionschefs der Linken aufnehmen könnten, galt vor einigen Monaten noch als unwahrscheinliches Szenario. Bei der Bundestagswahl schnitt die Linke mit 8,8 Prozent deutlich besser ab als noch 2021 (4,9 Prozent) und zog – für viele überraschend – mit 64 Abgeordneten wieder in den Bundestag ein.
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