piwik no script img

Fraktionsspitze der Linken gewähltJetzt auch offiziell im Amt

Bisher waren sie nur kommissarisch Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag. Nun sind Heidi Reichinnek und Sören Pellmann offiziell gewählt worden.

Können ihre Zusammenarbeit an der Linksfraktionsspitze fortsetzen Foto: Carsten Koall/dpa

Berlin dpa/taz | Heidi Reichinnek und Sören Pellmann sind nun auch offiziell die neuen Fraktionschefs der Linken im Bundestag. Die Fraktion wählte die beiden am Nachmittag mit deutlichen Mehrheiten ins Amt, wie die beiden bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Bundestag erklärten.

Reichinnek erhielt nach Angaben der Fraktion 94,8 Prozent der Stimmen – und damit deutlich mehr als ihr Co-Vorsitzender Pellmann, der auf 72,4 Prozent der Stimmen kam. „Wir werden jetzt als Linksfraktion noch schlagkräftiger, noch lauter und noch mehr Möglichkeiten haben, um die Situation der Menschen im Alltag zu verbessern. Ich freue mich darauf“, sagte die 37-jährige Osnabrückerin Reichinnek nach der Wahl.

Pellmann betonte, dass die Fraktion weiter energisch für ihre Themen eintreten werde. So werde etwa die Abschaffung der Schuldenbremse „eines der Themen sein, die wir in den nächsten Wochen auf die Agenda setzen werden“, erklärte der 48-jährige Leipziger.

Das Duo hatte die Leitung der kleinsten Fraktion im Bundestag kurz nach der Bundestagswahl im Februar zunächst nur kommissarisch übernommen. Nachdem die Linkspartei in der vergangenen Legislaturperiode nach der Abspaltung des Lagers um Sahra Wagenknecht ihren Fraktionsstatus verloren hatte, waren Reichinnek und Pellmann bereits 2023 zu Vorsitzenden der Linken-Gruppe im Bundestag gewählt worden.

Görke wird als Parlamentarischer Geschäftsführer abgelöst

Der bisherige kommissarische Parlamentarische Geschäftsführer Christian Görke führt sein Amt hingegen nicht weiter. Mit dem Verzicht des 63-jährigen Brandenburgers gehört nun erstmals kein früheres SED-Mitglied der Linken-Fraktionsspitze mehr an. Zur neuen Fraktionsgeschäftsführerin wurde mit 87,9 Prozent Ina Latendorf aus dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Wie Görke gehört die 53-jährige Juristin seit 2021 dem Bundestag an und war bislang seine Stellvertreterin.

Zu stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden wurden die Ex-Parteivorsitzende Janine Wissler und Desiree Becker aus Hessen (beide 88,1 Prozent), Nicole Gohlke aus Bayern (81,3 Prozent), Clara Bünger aus Sachsen (81,3 Prozent), der Stuttgarter Abgeordnete Luigi Pantisano (70,7 Prozent) sowie die Münsteranerin Kathrin Gebel (82,1 Prozent) gewählt. Dem Fraktionsvorstand gehören zudem die beiden Parteivorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken an.

Dass Reichinnek und Pellmann ihre Arbeit als Fraktionschefs der Linken aufnehmen könnten, galt vor einigen Monaten noch als unwahrscheinliches Szenario. Bei der Bundestagswahl schnitt die Linke mit 8,8 Prozent deutlich besser ab als noch 2021 (4,9 Prozent) und zog – für viele überraschend – mit 64 Abgeordneten wieder in den Bundestag ein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Es ist ein Zeichen von Pluralität und Hoffnung, dass es eine linke Opposition im Bundestag gibt.

    Nun müssen aber auch fundierte Alternativen formuliert werden.

    Beispiel Verteidigung: Die neuen Wehrausgaben sind verrückt. Insbesondere, dass es eine Ausnahme von der Schuldenbremse NUR für Rüstung geben soll, ist wahnwitzig. Dass die Wohlhabenden NICHT durch Vermögensbesteuerung einen gerechten Beitrag zum Gemeinwesen leisten sollen, ebenso.

    Soviel mehr außer dem Zustand der Bundeswehr liegt im Argen.

    Spanien macht vor, dass man sich durchaus widersetzen kann.

    Aber nun brauchen wir ECHTE Wehrexpert:innen der Linken, die glaubhafte Alternativen formulieren können:



    Wie kann die Sicherheit Deutschlands garantiert werden?



    Wie können wir die Eskalationsspiralen stoppen?



    Wie muss auf die veränderte Weltlage reagiert werden?

    Ebenso in anderen Feldern, Wohnungsbau, Soziales, Arbeitsmarkt, Klimawandel.

    Wir brauchen echte Detailkenntnis und gutgeölte aktenfressende Maschinen.

    Dann kann die Linke einen Beitrag zu einer erneuerten politischen Kultur leisten. Überzeugende Werte hat sie.