Barbara Bollwahn Leuchten der Menschheit : Forscher forschen für Forschung
Das Bundeskabinett hat den Stasiunterlagen-Beauftragten Roland Jahn für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen. Mit der Wiederwahl will der Bundestag warten, bis die von ihm eingesetzte Expertenkommission ihre Empfehlungen zur Zukunft der Stasiunterlagenbehörde vorgelegt hat.
Ist nicht längst alles untersucht und geschrieben, ist die DDR nicht überforscht? Oder war nicht alles schlecht in der DDR? 21 HistorikerInnen, Politik- und KulturwissenschaftlerInnen gehen in dem von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur initiierten Band „Die DDR als Chance“ (Metropol Verlag 2016) diesen Fragen nach, ziehen Bilanz und zeigen weiteren Forschungsbedarf auf. Der Untertitel des Buches heißt dann auch: „Neue Perspektiven auf ein altes Thema.“
„Totgesagte leben länger“, ist die Einführung von Ulrich Mählert überschrieben, dem Leiter des Arbeitsbereichs Wissenschaft der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Er schreibt, dass weitgehende Übereinstimmung herrsche, „dass sich die alte DDR-Forschung überlebt hat“. Nur über den Stellenwert der SED-Diktatur und der deutschen Teilung in der künftigen Forschung gingen die Meinungen auseinander. Der Sammelband soll „dem Fall DDR“ neue Aufmerksamkeit schenken. „Selbst für globalgeschichtliche Perspektiven besitzt die zuweilen als ‚Fußnote der Weltgeschichte‘ geschmähte DDR beachtliches Forschungspotenzial.“
Bei der Forschung zur DDR geht es „natürlich“ auch um Fördermittel und Konkurrenz, wie einer der Autoren schreibt, der „die Verinselung eines Faches“ beklagt, und wirft die interessante Frage auf: „Entsteht originelle Forschung, die das Geschichtsbild über die Fachöffentlichkeit hinaus prägt, vielleicht nicht mit viel höherer Wahrscheinlichkeit am Rande oder gar außerhalb der Bahnen, die durch die Förderprogramme und deren inhaltliche Festlegungen vorgegeben sind?“
Die Autorin ist Schriftstellerin
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