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Forderungen von Fridays for FutureAutos raus aus Berlin bis 2030

Autofreie Stadt, mehr Grünflächen, Wegwerfverbot für Lebensmittel in Supermärkten: FFF will Berlin bis 2030 klimaneutral machen.

Morgen hoffentlich ein Bild von Gestern: Autostau in Berlin Foto: dpa

Berlin epd/taz | Fridays for Future fordert umfassende Maßnahmen, um Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen. Klimaneutral zu leben, sei im heutigen Rahmen von Politik und Gesellschaft nicht möglich, heißt es in dem Forderungspapier, das am Freitag in Berlin vorgestellt wurde: „Das muss sich ändern. Deshalb rufen wir Berlin mit diesen Forderungen auf, alles zu tun, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern.“

Die Innenstadt müsse bis 2025, die gesamte Stadt bis 2030 autofrei werden, heißt es in dem 32 Seiten umfassenden Konzept. Zugleich müssten der öffentliche Nahverkehr und das Radfahren deutlich gestärkt werden. Klimaschutz sollte in allen Verwaltungsstrukturen umgesetzt, Strom- und Wärmeversorgung bis 2030 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden. Auch ein Grünflächenverbundsystem müsse her.

Für Gebäude wird unter anderem empfohlen, Mieter bei der Installation von Balkonphotovoltaikanlagen zu fördern, um ihren Energiebedarf selbst zu decken. Auch die Nutzung von Windkraft in der Stadt solle geprüft werden. Für alle Hochhäuser Berlins zunächst ab 35 Metern Höhe müsse dazu alle vier Jahre eine Potentialanalyse für Kleinwindenergieanlagen mit dem Land Berlin erarbeitet werden.

„In zehn Jahren könnte Berlin zu einer Stadt werden, die tatsächlich für den Menschen konzipiert ist“, betonte eine Aktivistin. Die Kreislaufwirtschaft müsse für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen gestärkt werden, heißt es weiter im Programm. Dazu gehöre auch, Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln zu verbieten. Beim Klimaschutz müssten auch soziale Fragen berücksichtigt werden. „Wir fordern, dass alle nötigen Umgestaltungsprozesse sozialverträglich und gerecht gestaltet werden“, heißt es dazu in dem Programm.

Die Klimakrise muss präsent sein in jedem Unterrichtsfach in der Schule

FFF-Aktivistin

In den Schulen sollten ab dem kommenden Schuljahr Fragen der Klimagerechtigkeit in 20 Prozent des Unterrichts Thema sein, heißt es in den Forderungen weiter. „Die Klimakrise muss präsent sein in jedem Unterrichtsfach“, betonte eine Aktivistin. Zusätzlich müsse ein Pflichtstudium zur Klimagerechtigkeit eingeführt werden, hieß es. Beschäftigte müssten pro Jahr fünf verpflichtende Fortbildungstage zum Klimaschutz bekommen.

„Wir müssen sofort anfangen, Berlin klimaneutral umzugestalten“, fordert „Fridays for Future“ für die Bundeshauptstadt: „Das heißt, kein städtischer Sektor darf mehr emittieren, als von der Stadt kompensiert werden kann.“ Dieser Transformationsprozess müsse „deshalb sofort beginnen, da unser Handlungsspielraum von Tag zu Tag kleiner wird“. Die Menschheit befinde sich derzeit in ihrer größten Krise.

Gespräche mit der Politik angekündigt

Die Erarbeitung der Forderungen sei von Wissenschaftlern unterstützt worden, hieß es weiter. Über das Programm sollten im Laufe des Tages auch Gespräche mit Politikerinnen und Politikern von Berliner Parteien geführt werden.

Die Berliner Grünen reagierten zwiegespalten auf den Vorstoß von FFF. „Fridays for Future machen Druck für radikalen Klimaschutz. Das ist selbst für uns Grüne nicht immer einfach, aber es sorgt für Rückenwind beim Klimaschutz, und das ist das Wichtigste“, sagte Bettina Jarasch, Spitzenkandidatin der Partei für die Abgeordnetenhauswahl im Herbst. Auch dank Fridays for Future könne Klimaschutz zum ersten Mal das wahlentscheidende Thema werden, so die Grüne. Sie kündigte an: „Wir kämpfen dafür, Berlin auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen und die Pariser Klimaziele zu erreichen. Berlin soll eine klimaneutrale Metropole werden.“

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