Flugzeugessen als take-away: Endlich winzige Lasagne

Dass zur Zeit weniger Flugzeuge fliegen, heißt nicht, dass die Küchen der Airlines leer bleiben. Die Gerichte gibt es jetzt auch zum Mitnehmen.

Tablett mit eingepacktem Essen

Flugzeugessen wird gerade zum Trend Foto: Valerie Schmidt/plainpicture

Keine reife Frucht, direkt vom Baum gepflückt, wird je so ein Glücksgefühl in mir auslösen wie die mathematisch berechnete, nutritiv austarierte und massenproduzierte Perfektion der Flugzeugmahlzeit. Denn die Natur ist ohne Liebe, Gott ist tot und die süße Kirsche in meinem Mund bloß das Nebenprodukt von jemand anderes Fortpflanzungsprozess, pfui Teufel!

Tränen hingegen treibt mir die Fürsorge in die Augen, die sich auf dem Flugzeugtablettchen manifestiert. Wo jemand geometrisch berechnet hat, wie viel Oberfläche mein Chicken Parmesan bekommt, damit nebenan noch ein winziges Brötchen Platz hat, das ich mittels winzigem Messer mit einer winzigen Butter bestreiche.

Wo eine gute Seele mit Haarnetz eben noch Rucola in ein 4-mal-4-Zentimeter-Schälchen gestopft hat, damit ich zwischendurch auf etwas Frisches, Knackiges beiße. Vom zweidaumengroßen Käseküchlein fang ich gar nicht an, sonst heule ich gleich vor Sehnsucht.

Und weil diese Sehnsucht so groß ist (und die Caterer an den Flughäfen sich irgendwie beschäftigen müssen), wird Flugzeugessen gerade zum Trend – am Boden.

On-Board-Restaurants

Thai Airways hat Donnerstag in Bangkok ein Flugzeugrestaurant eröffnet, inklusive echter Flugzeugsitze und On-Board-Mahlzeiten. Pasta Bolognese und Seafood Yakisoba kann man laut Medienberichten dort bestellen, natürlich auf kleinen Tabletts. Andere Airlines in Südostasien verkaufen ihre Minimenüs ebenfalls an Gernefliegende am Boden. AirAsia hat den Trend schon im Dezember gestartet, der nun coronabedingt den Westen erreicht. Der Caterer an Israels Ben-Gurion-Flughafen liefert seit August tiefgefrorene Tabletts aus, der US-Billigflieger JetBlue verschickt Snackpacks mit Käse und Crackern über einen Versand für übriggebliebene Lebensmittel.

Flugzeugessen hat keinen guten Ruf, was nur an Technikfeindlichkeit liegen kann. Immerhin ist die Würze fachmenschlich austariert (und für unsere in luftigen Höhen betäubten Geschmacksknospen etwas hochgedreht), die Temperatur ist gaumengenehm, die Nährstoffe sind ausgewogen.

Flugzeugessen ist der erste Schritt hin zur perfekt industrialisierten Star-Trek-Ernährung. Und nun entschuldigen Sie, ich mache mir jetzt eine winzige Lasagne.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Schreibt über Kultur, Gesellschaft, queeres Leben, Wissenschaft.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.