piwik no script img

Flug nach GuatemalaUSA schieben trotz Corona ab

Die USA lassen 120 Menschen per Flugzeug nach Guatemala zurück bringen. Die Bitte der dortigen Regierung, davon abzusehen, wird ignoriert.

Straßenszene in Guatemala City Foto: Esteban Biba/imago

Berlin taz | 120 Passagiere waren an Bord der beiden Jets, die am Montag in Guatemala-Stadt landeten. Drei Kinder mit Fieber wurden von den Migrationsbehörden direkt ins Krankenhaus überstellt. Bisher seien die Testergebnisse noch nicht publik, so Danilo Rivero. „Doch bereits vergangene Woche gab es einen Fall, wo der Test eines zwangsabgeschobenen Mannes positiv war. Abschiebungen in dieser Situation sind zutiefst inhuman“, kritisiert der Soziologe und Migrationsexperte.

Das guatemaltekische Migrationsinstitut hat den Fall offiziell bestätigt und bekanntgegeben, dass sich alle Mitreisenden in der Chartermaschine der US-amerikanischen Abschiebehörde ICE in Quarantäne befänden. Jedoch halten sie sich nicht in einer Einrichtung der Gesundheitsbehörden auf, sondern zu Hause in ihren Heimatorten.

Das galt auch für den positiv getesteten Mann aus dem Verwaltungsbezirk Totonicapan im Osten der Hauptstadt. Der 26-Jährige, der mit 41 weiteren Passagieren aus Arizona abgeschoben worden war, kam ohne Symptome in Guatemala an und wurde einen Tag später mit ersten Symptomen in das Krankenhaus Villa Nueva am Rande der guatemaltekischen Hauptstadt eingeliefert und dort positiv getestet.

Der Fall hat in Guatemala aus zwei Gründen Schlagzeilen gemacht: zum einen, weil die Behörden nicht angeben konnten, ob alle Passagiere, die mit dem Mann gereist waren, getestet wurden. Zum anderen, weil die USA trotz eines offiziellen Ersuchens der guatemaltekischen Regierung vom 17. März, die Abschiebungen auszusetzen, die Flüge nach zweitägiger Unterbrechung wieder aufnahmen.

Export des Virus

Gegen diese Praxis hat das Büro für Lateinamerika (Wola), ein kirchennaher Thinktank in Washington, eine Petition ins Netz gestellt. „Abschiebungen trotz weltweiter Reiserestriktionen durchzuführen, ist inhuman und gefährlich“, kritisiert Daniella Burgi-Palomono gegenüber der taz. Das stelle die ohnehin schwachen Gesundheitseinrichtungen in den betreffenden Staaten vor zusätzliche Aufgaben und exportiere den Corinavirus.

An Bord der Maschinen, die die Migranten nach Guatemala ausfliegen, kehren US-Amerikaner zurück in ihr Heimatland. Das Virus könnte also in beide Richtungen reisen. Zwar ist das angesichts von derzeit 38 bestätigten Fällen in Guatemala nicht sonderlich wahrscheinlich, aber dort wie in ganz Mittelamerika sind Coronatests knapp. Getestet wird nur bei auftretenden Symptomen.

Die Dunkelziffer, räumte auch Präsident Alejandro Giammattei ein, könne daher höher liegen als die offiziellen Fallzahlen. Die Aussetzung der Abschiebeflüge, so Migrationsexperte Rivera, wäre im beiderseitigen Interesse.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Und was wäre passiert, wenn man kurz vor Start des Fliegers darauf hingewiesen hätte, dass eine Landung leider nicht möglich sei, da der Flughafen wegen dringender Baumaßnahmen außer Betrieb ist? Man hätte ja noch ein Bild mit Bagger auf der Runway mitsenden können....

    • @Navitrolla:

      Na, und wie begründet man dann, dass noch immer Frachtmaschinen dort landen können?



      Obendrein ist Guatemala zu sehr auf Gedeih und Verderb den USA ausgeliefert, die können sich da nicht durchsetzen.



      Die Leute drehen dort übrigens gerade frei. Kaum wird in einem Ort ein Covid19-Fall bekannt machen die Nachbarorte ihre Strassen dicht.



      Häuser von Personen mit Quarantäne zu Hause müssen teilweise von der Polizei bewacht werden weil sonst die Nachbarn das mitsamt Bewohnern abfackeln würden.



      Vor Quetzaltenango stehen drei Reisebusse mit abgeschobenen aus México, die Stadt lässt sie nicht rein. Nun stelle man sich vor, in einem Bus sässe eine infizierte Person, das gibt dann in kurzer Zeit 60. Verschlimmerte also die Situation statt sie zu verbessern. Ausser man lässt sie halt im Bus (Klo?)



      Das ist wirklich ein Alütraum...

      • @K'iche':

        Danke für die insights :-)