Flüchtlingsreport der UNHCR: 43 Millionen Menschen auf der Flucht
Die Zahl der Vertriebenen weltweit erreichte 2010 den höchsten Stand seit 15 Jahren. In Afrika südlich der Sahara steigt die Zahl erstmals seit 2000 wieder an.
BERLIN taz | Die Zahl der durch Konflikt und Verfolgung vertriebenen Personen weltweit ist vergangenes Jahr auf das höchste Niveau seit 15 Jahren gestiegen: 43,7 Millionen. Dies bilanziert das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) in seinem jetzt vorgelegten Jahresbericht. Zugleich erreichte auch die Zahl der Rückkehrer im Jahr 2010 mit 2,9 Millionen Menschen den höchsten Stand seit nahezu 15 Jahren. Beides zusammengenommen verweist auf Bevölkerungsbewegungen außergewöhnlichen Ausmaßes.
Von den 43,7 Millionen waren 27,5 Millionen Vertriebene im eigenen Land (IDPs - Internally Displaced Persons) und 15,4 Millionen Flüchtlinge in einem anderen Land. 837.500 Fliehende weltweit warteten auf Anerkennung. Die meisten Flüchtlinge, betont UNHCR, leben in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer Herkunftsländer.
Zu den besorgniserregenden Trends gehört, dass in Afrika südlich der Sahara die Zahl der Flüchtlinge erstmals seit dem Jahr 2000 wieder anstieg, um 110.000 auf 2,2 Millionen. Dies lag vor allem an der Gewalt in Somalia sowie Kämpfen in der Demokratischen Republik Kongo, der Zentralafrikanischen Republik und der Elfenbeinküste. Die Zahl der Flüchtlinge in Asien stieg ebenfalls, allerdings vor allem durch veränderte Schätzungsgrundlagen für die Zahl von Afghanen in Pakistan. In Europa sank die Zahl der Flüchtlinge um 40.700 auf 1,6 Millionen, aufgrund einer Überprüfung der Daten in mehreren Staaten des ehemaligen Jugoslawien.
Drei von zehn Flüchtlingen weltweit stammen aus Afghanistan. Danach folgen Irak und Somalia - drei Hauptfronten des weltweiten "Kriegs gegen den Terror". An vierter Stelle liegt die Demokratische Republik Kongo.
Verschiebungen verzeichnet das UNHCR bei Binnenvertriebenen. In Pakistan kehrten 1,2 Millionen Vertriebene im Jahr 2010 nach Hause zurück. Rückkehrbewegungen von jeweils 300.000 Menschen gab es in Irak und Uganda - dafür gab es Hunderttausende Neuvertriebene in Somalia und Sudan. Im Kongo gab es über 130.000 Neuvertriebene; dennoch sank die Gesamtzahl um 400.000 auf 1,7 Millionen.
Was Asylanträge angeht, steht weltweit Südafrika an der Spitze, gefolgt von den USA.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!