Flüchtlingsintegration in Äthiopien: Tausende bekommen digitale Ausweise
Mehr als eine Million Geflüchtete leben in Äthiopien. Nun sollen sie mit Biometrie-Ausweisen und ID-Nummern gleiche Rechte wie Einheimische erhalten.

Dies ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem äthiopischen „National ID Programme“ (NIDP), der Flüchtlingsbehörde RRS und dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Finanziert wird es von Gebern, an erster Stelle der Mastercard-Stiftung.
Das Programm wurde zunächst in der Hauptstadt Addis Abeba erfolgreich lanciert und wird nun auf Geflüchtete in Alemwach im nördlichen Bundesstaat Amhara und in Tsore im noprdwestlichen Bundesstaat Benishangul-Gumuz ausgeweitet.
Geflüchtete erhalten damit ähnlich wie äthiopische Staatsbürger eine 12stellige Identitätsnummer, genannt „fayda“, die auf den biometrischen Ausweisen steht. Äthiopier brauchen dies, um staatliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen zu können, und nun wird das auch auf Flüchtlinge aus anderen Ländern ausgeweitet.
„Zugang zu essentiellen Diensten“
„Dies erleichtert die Bewegungsfreiheit und gibt Flüchtlingen Zugang zu essentiellen Diensten, was ihre Integration in die Gesellschaft fördert“, sagt Kristin Halvorsen vom UN-Kinderhilfswerk Unicef. Es geht unter anderem um Schulbildung und Arbeitsplätze, oder auch um die Genehmigung von Unternehmsgründungen, die Eröffnung von Bankkonten und den Erwerb von SIM-Karten.
Äthiopien ist mit knapp 130 Millionen Einwohnern das zweitgrößte Land Afrikas nach Bevölkerung und beherbergt über eine Million Flüchtlinge und Asylsuchende, zumeist aus Südsudan, Somalia und Eritrea. Die Mehrheit lebt in 24 Flüchtlingslagern, aber in der Hauptstadt Addis Abeba leben über 70.000 Flüchtlinge als Stadtbewohner.
Das Land zählt auch 4,2 Millionen Binnenflüchtlinge als Folge innerer bewaffneter Konflikte, die 2020-22 vor allem die Nordregion Tigray betrafen und sich seitdem nach Westen in die Regionen Amhara und Gambella ausgeweitet haben.
Auf dem Weltflüchtlingsgipfel 2023 hatte Äthiopien zugesagt, mit dem neuen ID-System perspektivisch 814.000 Flüchtlinge zu erreichen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen