Flüchtlinge in Jordanien: Globale Verteilung gefordert
Die Last des Syrien-Konflikts müsse gerechter verteilt werden, fordert der UN-Flüchtlingskommissar. Aufnahmeländer in der Region sind überfordert.
Bei der Umsiedlung von Flüchtlingen „müssen wir viel ambitionierter werden“, mahnte Grandi. Nötig sei nun eine bessere internationale Lastenverteilung. Es sei auch an der Zeit, Flüchtlingen legale Wege zu ebnen, überforderte Aufnahmeländer zu verlassen, sagte Grandi.
Mehr als vier Millionen Syrer sind vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat geflohen, der Großteil lebt unter zunehmend harten Bedingungen in Nachbarländern wie Jordanien und dem Libanon. Hunderttausende sind nach Europa gekommen – oft mit Hilfe von Schmugglern, die sie auf gefährliche Reisen über das Mittelmeer und die Balkanroute schicken.
Grandi und seine Gastgeber in Jordanien sprachen ein weiteres heikles Thema an: Das Schicksal von rund 17.000 im Grenzgebiet zu Syrien gestrandeten Flüchtlingen. Deren Zahl ist in den vergangenen Monaten rapide gestiegen.
Die Flüchtlinge sitzen in einer abgelegenen Wüstengegend fest. Die Regierung in Amman lässt pro Tag nur einige Dutzend Menschen nach strengen Sicherheitsprüfungen ins Land. Das UN-Flüchtlingshilfswerk warnte vor der sich verschlechternden Lage der Schutzsuchenden. So gebe es etwa nicht genügend angemessene Notunterkünfte.
Am Sonntag hatte der jordanische Regierungssprecher Mohammed Momani erklärt, sein Land gehe davon aus, dass Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat unter den Flüchtlingen seien. Die Sicherheit habe für Jordanien daher Priorität. Seine Äußerung wurde als Zeichen gewertet, dass eine Änderung der aktuellen jordanischen Asylpolitik unwahrscheinlich ist.
Gleichwohl betonte Momani, dass Helfern Zugang zu dem betroffenen Grenzgebiet gewährt werde. Auch sei Jordanien bereit, die Flüchtlinge in jedes aufnahmewillige Land auszufliegen. Andrew Harper, UNHCR-Chef in Jordanien, sagte indes, das Flüchtlingshilfswerk versuche zwar auf Sicherheitsbedenken Ammans Rücksicht zu nehmen. Doch „werden wir kein Lager in einer unsicheren Umgebung“ an der Grenze aufbauen, betonte er.
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