Flüchtlinge auf dem Mittelmeer: Spanien lässt Rettungsschiff anlegen
Nach der Rettung von mehr als 60 Flüchtlingen darf die „Open Arms“ in Barcelona festmachen. Italien und Malta hatten sich zuvor für nicht zuständig erklärt.
ap/dpa | Ein Rettungsschiff mit mehr als 60 Flüchtlingen und Migranten an Bord darf nach einem Streit um Zuständigkeiten im spanischen Barcelona anlegen. Die „Open Arms“, ein Schiff der Hilfsgruppe Proactiva Open Arms aus Barcelona, werde aufgenommen, teilte die spanische Regierung am Samstag mit. Italien und Malta hatten eine Aufnahme zuvor verweigert – und sich dabei einen erbitterten Schlagabtausch geliefert.
Die „Open Arms“ hatte am Samstag angegeben, 60 Menschen im Mittelmeer nahe Libyen gerettet zu haben und bat darum, in Italien anlegen zu dürfen. Dies lehnte der italienische Innenminister Matteo Salvini ab und brachte Malta ins Spiel, dort sei der nächstgelegene Hafen. Malta wehrte sich aber gleich. Innenminister Michael Farrugia argumentierte, dass die winzige italienische Insel Lampedusa weniger weit vom Schiff entfernt liege. Die „Open Arms“ ist mittlerweile das dritte Rettungsschiff einer humanitären Gruppe mit Einsatz im Mittelmeer, das in den vergangenen drei Wochen einer ablehnende Haltung von Salvini gegenüberstand.
Das Schiff werde vermutlich vier Tage brauchen, um in Barcelona anzukommen, sagte der Kapitän des Begleitschiffs „Astral“. Unabhängig von der Rettungsaktion der „Open Arms“ las der spanische Seerettungsdienst am Samstag 63 Menschen auf. 58 Migranten seien in der Straße von Gibraltar in drei Booten gefunden worden, die in Nordafrika gestartet seien, hieß es. Fünf weitere seien weiter östlich nahe der Region Murcia gerettet worden.
Mehr Migranten und Flüchtlinge sind in diesem Jahr über die westliche Mittelmeerroute auf dem See- und Landweg nach Europa gekommen, als über die Route von Nordafrika nach Italien. Spaniens neue sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Pedro Sánchez hat andere EU-Länder aufgefordert, gerettete Migranten mit Würde zu behandeln.
„Die Leute haben geschrien, ich hatte Angst“
„Die Leute haben geschrien, ich hatte Angst“, sagte ein neun Jahre alter Junge aus der Zentralafrikanischen Republik an Bord der „Open Arms“. „Aber als ich das Rettungsboot gesehen habe, wusste ich, dass es keine Gefahr mehr gibt.“ Seine Mutter berichtete, seit Monaten in Libyen gelebt zu haben. Aus Angst vor einer etwaigen Entführung oder einem Verkauf als Sklavin habe sie ihre Unterkunft nie verlassen. „Zu Hause ist Krieg. Sie töten Menschen, sie schlagen Menschen, sie vergewaltigen Frauen, sie töten Jungen. Wir haben keinen Frieden.“
Italiens neue Regierung hatte zuletzt mehreren Schiffen von NGOs die Einfahrt in einen Hafen verwehrt: nämlich der „Aquarius“ von Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee und der „Lifeline“ von der deutschen Organisation Mission Lifeline. Beide Schiffe waren tagelang auf dem Meer blockiert. Die „Aquarius“ durfte nach einer Irrfahrt nach Spanien, die „Lifeline“ nach langem Ausharren nach Malta. Aber auch Malta verschärft die Gangart gegen Hilfsorganisationen und verweigerte bereits Schiffen die Einfahrt für einen Versorgungsstopp. Gegen den „Lifeline“-Kapitän wird ermittelt.
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