piwik no script img

Flip-Flop-Verbot in ItalienDie Invasion kommt auf Latschen

Der Nationalpark der ligurischen Region Cinque Terre will das Wandern in Flip Flops bestrafen. Ab 2020 soll es ein Bußgeld von 50 bis 2.500 Euro kosten.

In Cinque Terre wohl bald ein selten gesehenes Bild Foto: reuters

Infradito heißt die Kunststoffsohle mit Riemchen im Italienischen. Was natürlich viel edler anmutet als das profan dahingeschnalzte „Flip Flop“. In der bei Besucher*innen beliebten Gegend Cinque Terre am Mittelmeer sollen die luftigen Schuhe nun verbannt werden. Zu oft müsse man von Wanderwegen Tourist*innen bergen, die sich auf den steinigen Pfaden aufgrund mangelnder Ausrüstung an den Füßen verletzen. Vermehrt müssten Spaziergänger sogar per Feuerwehrhubschrauber abgeholt werden.

Die Strafandrohung und eine Aufklärungskampagne sollen warnen. Doch geht es nicht nur um behördliche Helikopter-Eltern für unvorsichtige Urlauber*innen. Vor allem dürfte es sich bei der Maßnahme um einen Versuch handeln, den enormen Andrang von Kreuzfahrtpassagieren in den Griff zu bekommen. Nach 450.000 Tourist*innen 2018 rechnet die Region für dieses Jahr mit einem Anstieg auf 750.000. Von einer „Invasion Tausender Kreuzfahrtgäste“ spricht etwa die Tageszeitung La Repubblica.

Nicht nur, dass die Kreuzfahrtschiffe von Naturschutzverbänden regelmäßig ob ihres Schwerölkraftstoffs als extrem umweltschädlich eingestuft werden: Sie bringen italienischen Gemeinden offenbar eine überfordernde Menge Gäste. Ab Mai wird Venedig ein Eintrittsgeld von drei Euro für den Stadtbesuch erheben, wie kürzlich bekannt wurde.

Dieser Betrag könne in den nächsten Jahren anwachsen. Monetär will man nun auch die Reisenden in Cinque Terre bändigen. Andere Überlegungen stellte die Region, die auch maßgeblich vom Tourismus als Wirtschaftszweig profitiert, hintenan. Im Gespräch gewesen war sogar eine Obergrenze.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Maßnahmen gegen den Andrang der als Seuche empfundenen Kreuzfahrttouristen sind sicher zu befürworten. Manche Orte können wirklich von einer Heimsuchung reden. Diese Art von Urlaub ist so zu einer der übelsten Arten von Urlaub geworden. Man stelle sich bei entsprechendem Wind nur einmal in die Nähe eines solchen rauchenden Ungetüms - das entspricht doch dem Rauchen von ein paar Packungen Zigaretten! Wäre es nicht gut, die Annäherung von solchen Schiffen an diese neuralgischen Punkte zu verbieten? Venedig hat dies praktiziert, das wurde aber vom höchsten Gericht Italiens verboten. Selbst wenn in Stoßzeiten dort (vielleicht) bis zu 10 Teuros Eintrittsgebühr erhoben werden, kann ich mir nicht vorstellen, dass dies eine wesentliche Reduzierung zur Folge haben wird. Denn die Klientel hat einigermaßen großen Wohlstand - aber kein oder nur minimales Bewusstsein für die Umwelt. Wer schon mal in Venedig ist, der bezahlt eben diese Summe.

    (Fast alle) Investoren haben für die Umwelt ebenfalls überhaupt keinen Sinn. Dort wo Rendite für ein Füllen der sowieso schon übervollen Taschen winkt, dort wird auch investiert. Und diese gigantischen Rentnerbadewannen bieten eben derzeit hohe Renditen.

    Es sei jedem sein Geschmack über Kleidung und Schuhe zugestanden. Man darf Flip-Flops schön oder hässlich finden. Wer aber von einem (generellen) Verbot schwadroniert, der offenbart einen Teil seiner Persönlichkeit. Ob es den lokalen Behörden gelingen wird, in den Cinque Terre diese Latschen zu verbieten, halte ich immerhin für möglich. Wer sich in Italien als Fahrer damit erwischen lässt, der riskiert eine Strafe. Das gilt sogar für birkenstockähnliche Sandalen, die nicht mit einem hinteren Riemen geschlossen sind!

    Im Artikel ist aber keine Rede von einem Verbot des Barfußgehens! Dem vielleicht übertrieben modebewussten Schuhliebhaber und Kommentator MarcT. (s.u.) wird so der 'abscheuliche' Anblick von Füßen und eine 'optische Vergewaltigung' aber nicht erspart!

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Korrekt! Nur so geht‘s! In den letzten Jahren habe ich beim Bergwandern zunehmend zig Touri-Wanderer getroffen, die sich entweder verlaufen hatten, nichts zu essen/trinken dabei und/oder völlig unangepasst gekleidet waren. Das geht dann immer auf den Rücken der Bergwacht, die für solche - und betrunkene - Deppen ihr Leben einsetzen.

    • @97088 (Profil gelöscht):

      Jau. Was her.

      Kreta - Samaria-Schlucht (kl. break;)



      &



      Trau meinen Augen nicht:



      Gestylt im Bikini & Flippies - ;(



      & nothing else - but schlimmer - immer: Gegen den Strom - in - High Noon.



      Da mähtste so fix nix.



      Normal.



      Njorp.

  • Nur rein ökonomisch: das Eintrittsgeld für Venedig kommt für Mensch und pp. viel zu spät.

    Rein ökologisch: wird wohl nicht (mehr) helfen; hätte man früher mit einem Eintrittspreis begonnen, könnte heute womöglich ein effektiver Preis bestehen.

    "Trauerspiel": hätte man Mensch, Natur und Stadt früher zu schützen begonnen, Gott bewahre, dann wären die schönen Immobiliengeschäfte im A... bzw gar nicht erst gelaufen, Gott bewahre, der Leistungsträger soll sich doch wohlfühlen, Schutz der einfachen Menschen, Gott bewahre.

  • Flip Flops sollten generell bei Strafe verboten werden. Häßliche Füße in abscheulicher Fußbekleidung kommen einer optischen Vergewaltigung gleich.

    • @Marc T.:

      Na dann bleib bei deinen nassen Käsefüßen im Sommer. Sonst keine Probleme?

      • @Andreas J:

        Was denn er hat doch Recht!