Finnischer Vierteiler „Operation Omerta“: Hit aus Helsinki
Hochdramatische Chose aus dem nicht minder hohen Norden: Beim vielschichtigen Actionthriller „Operation Omerta“ kommt keine Langeweile auf.
Thorsten Falke kann nichts dafür, er macht nur seinen Job. Seit 2013 ermittelt der Hauptkommissar, inzwischen im gesamten Norden. Aber Falke kommt mir nicht mehr auf den Bildschirm. Denn ich verstehe ihn meist schlecht.
Das liegt an Schauspieler Wotan Wilke Möhring, der so oft nuschelt, dass mitunter ganze Sätze verloren gehen. Das macht die Spannung kaputt. Und Untertitel, bei TV-Ausstrahlung und in der Mediathek durchaus eine Alternative (auch bei österreichischen Produktionen), gibt es im zugangsgeschützten Pressebereich, wo die neuen „Tatorte“ etc. schon vorab für Rezensionen zu sehen sind, nicht.
Eigentlich schade. Geht es doch im „Tatort: Schweigen“ am 1. Dezember um 20.15 Uhr in der ARD (und danach in der Mediathek) um ein beklemmendes Thema: Kommissar Falke verbringt nach dem Tod seiner Kollegin Julia Grosz eine Auszeit in einem Kloster. Ein Pastor kommt bei einem Brand ums Leben, in dessen Nachlass findet sich kinderpornografisches Material.
Ich will hier etwas anderes empfehlen. Die Actionthriller-Serie „Operation Omerta“, die als Free-TV-Premiere in Doppelfolgen am 25. November und 2. Dezember im ZDF lief beziehungsweise läuft und nach Ausstrahlung vier Wochen in der Mediathek verfügbar ist. Man muss sich also beeilen, denn es lohnt sich. Der Vierteiler mit rund 40-minütigen Folgen basiert auf dem Bestseller „Die Geiseln“ des finnischen Erfolgsautors Ilkka Remes.
Fataler Einsatz
Die hochdramatische Chose beginnt mit einem missglückten „Wochenend-Einbruch“ (so heißt die erste Folge), es handelt sich um eine Geheimoperation in Tallinn. Der finnische Sicherheitspolizist Max Tanner (Jasper Pääkkönen) und seine schwedische Kollegin Sylvia Madsen (Nanna Blondell) bilden ein erfolgreiches Team. Jetzt aber entgleitet ihnen die Lage: Die beiden steigen in ein Privathaus ein, um einen Rechner zu stehlen. Die Familie ist ausgeflogen – angeblich. Der Einsatz endet fatal. Madsen erschießt einen Jugendlichen.
Das wirft Fragen auf. Schon in der Einstiegssequenz wechseln ständig die Zeitebenen. Wir sehen die beiden im Haus agieren und in Befragungen über die Vorgänge in jener Nacht und überhaupt: Wie ist das Verhältnis der beiden zueinander? Sind sie nur Kollegen? Freunde? Oder mehr?
Alle vier Folgen werden horizontal erzählt; Die Handlung, vorangetrieben vom finnischen Regisseur Aku Louhimies, ist mitunter etwas zu voll gepackt, dafür aber langeweilefrei: Der Präsident begeht den Nationalfeiertag Finnlands – übrigens der 6. Dezember – mit geladenen Gästen aus dem In- und Ausland. Eine Söldnertruppe stürmt den Präsidentenpalast. Es wird viel geschossen, es gibt Tote und Geiseln. Doch nur vordergründig geht es den Kidnappern um ihre Forderungen nach Lösegeld etc. Die Söldner – und am Ende auch die Auftraggeber – haben andere Ziele …
Diese Geschichte um Troll-Fabriken und Desinformationskampagnen, um Kriegsverbrechen und illegale Waffengeschäfte sowie um geheimdienstliche Graubereiche ist ein Hit. Sie ist rasant erzählt, stylisch gefilmt, dynamisch geschnitten und wirkt mitunter wie ein Werbefilm für Helsinki und seine Sehenswürdigkeiten. Zeitlich angesiedelt vor dem unlängst erfolgten Nato-Beitritt Finnlands geht es zugleich um die damalige Debatte, ob das Land dem Militärpakt beitreten sollte oder nicht. Große Fragen in einer kleinen, aber feinen Serie.
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