Finanzsenator brüskiert Gewerkschafter: Nächster Lehrerstreik noch im Juni
Finanzsenator bleibt hart: keine tariflichen Verbesserungen für Angestellte.
Das Gespräch mit dem Finanzsenator sei „sehr kurz“ gewesen“, sagte am Mittwoch Udo Mertens, Leiter Tarifpolitik bei der Bildungsgewerkschaft GEW Berlin. Man könnte auch sagen: Die Gewerkschafter wurden mit ihren Forderungen nach einer tariflichen Besserstellung für angestellte Lehrkräfte regelrecht abgekanzelt.
In knapp zwei Wochen, am 20. und 21. Juni, will die GEW nun erneut alle 13.000 angestellten LehrerInnen an den rund 700 öffentlichen Berliner Schulen zu einem zweitägigen Warnstreik aufrufen. Zuletzt hatten im Mai knapp 4.000 LehrerInnen für eine Angleichung ihres Gehalts an das der verbeamteten Lehrkräfte protestiert.
Konkret geht es der Gewerkschaft um tarifliche Zulagen für die angestellten LehrerInnen – denn obwohl sie mit einem höheren Bruttogehalt starten als die BeamtInnen, beträgt die Netto-Lohnlücke schon nach wenigen Berufsjahren etwa 500 Euro: weil BeamtInnen weniger Abgaben zahlen und weil sie, anders als Angestellte, auch nach geleisteten Berufsjahren bezahlt werden. Außerdem will die Gewerkschaft GrundschullehrerInnen genauso bezahlen wie die KollegInnen an den Sekundarschulen.
Von ihrer Maximalforderung, mit der die GEW im Januar gestartet war – ein eigener Tarifvertrag für die angestellten Lehrkräfte, die derzeit nach dem Flächentarifvertrag der Länder bezahlt werden – war die Gewerkschaft bereits Ende April nach einem ersten Gespräch mit dem Finanzsenator abgerückt. Fortan hatte es geheißen, „eine Lösung im Rahmen des Tarifvertrags ist möglich“.
„Warum hat man uns überhaupt eingeladen?“
Die Finanzverwaltung sagte ihrerseits: für alle GrundschullehrerInnen, die nach der neuen Studienordnung studieren, könne man eine höhere Entgeltgruppe vorstellen. Seit letzten Herbst studieren GrundschullehrerInnen genauso lange wie die KollegInnen an den Sekundarschulen .
Nicht nur diesen Punkt hat der Senator nun wieder kassiert: „Alle unsere Vorschläge, etwa das Zulagensystem im jetzigen Tarifvertrag stärker auszureizen, wurden abgeschmettert“, sagte Mertens. „Warum wir überhaupt eingeladen wurden, ist uns schleierhaft.
„Aus unserer Sicht ist es etwa sehr wohl möglich und auch notwendig, die Bezahlung der Grundschullehrkräfte anzuheben“, hieß es indes von der bildungspolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion, Stefanie Remlinger. „Dem Senat fehlt eine Strategie zur Beendigung des Streiks genauso wie zur Sicherung der Lehrer-Fachkräftesicherung.“
Etwa ein Viertel aller Lehrer-Neueinstellungen kommt jedes Jahr aus anderen Bundesländern – das ist auch nötig, weil Berlin selbst zu wenige LehrerInnen ausbildet. Gewerkschaften und Opposition warnen, dieser Zulauf „von außen“ werde nicht mehr lange so bleiben, wenn Berlin seine angestellten Lehrer weiterhin wie „Lehrkräfte zweiter Klasse“ bezahle.
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