Finale im US-Basketball: Erfahrung gegen Jugend
Am Donnerstag beginnt die NBA-Finalserie zwischen den Boston Celtics und den Golden State Warriors. Sie ist auch ein Generationenduell.
W as verbindet diese drei Namen: Detlef Schrempf, Dirk Nowitzki, Daniel Theis? Alle drei waren oder sind Basketballprofis. Alle drei waren oder sind deutsche Nationalspieler. Und ab Donnerstag wird Daniel Theis erst der dritte deutsche Basketballprofi werden, der mit seinem Team in einer NBA-Finalserie steht. Es gibt allerdings auch einen großen Unterschied: Während Schrempf und natürlich vor allem Nowitzki Leistungsträger ihrer Mannschaften waren, muss Theis zittern, ob er überhaupt für die Boston Celtics zum Einsatz kommen wird in der auf maximal sieben Spiele angesetzten Serie gegen die Golden State Warriors.
Denn zuletzt saß der 30-jährige Theis vor allem auf der Bank, während sich die Celtics ins Finale kämpften. Im siebten und entscheidenden Spiel der Halbfinalserie gegen die Miami Heat durfte er keine Sekunde spielen – und das, obwohl Celtics-Center Robert Williams, den Theis gewöhnlich auf dem Parkett vertritt, verletzungsbedingt nur 15 Minuten spielte.
Trainer Ime Udoka traute dem 2,03 Meter großen Deutschen wohl nicht zu, Heat-Star Bam Adebayo zu verteidigen – und in der Offensive ist Theis eh kein großer Faktor. Das könnte sich in der Finalserie, die mit zwei Spielen in San Francisco am Donnerstag und Sonntag beginnt, allerdings ändern. Schließlich hatte Theis in den beiden ersten Playoff-Runden viel Einsatzzeit bekommen – und die Warriors sind eine offensiv viel stärkere Mannschaft als Miami, gegen die einem verlässlichen Wühler unter den Körben wie Theis eine wichtigere Rolle zukommen könnte.
Das Finale wird ein Aufeinandertreffen der Generationen. Für die Warriors ist es die sechste Finalteilnahme in acht Jahren, die drei Stars der Mannschaft, Stephen Curry (34), Klay Thompson (32) und Draymond Green (32), haben bereits drei Mal den Titel gewonnen. Bei den Celtics dagegen stand kein einziger Spieler jemals zuvor im Endspiel, die beiden prägenden Akteure, Jayson Tatum (24) und Jaylen Brown (25), gehören schon zur nächsten Generation von NBA-Aushängeschildern. Und nicht nur der Kader ist blutjung, auch für Udoka ist es die erste Saison als Cheftrainer.
Alter Kern gut ergänzt
Allerdings sind die Warriors, wie Draymond Green betont, „ein vollkommen anderes Team“ als noch während jener dominanten Jahre, als sie von 2015 bis 2019 in der Finalserie standen. Der älter gewordene Kern wurde nach dem Abgang von Superstar Kevin Durant und dem Umzug von Oakland nach San Francisco mit Nachwuchstalenten ergänzt, die sich optimal ins vorhandene System einfügten.
Selbst ein Andrew Wiggins, der als gescheiterter Hoffnungsträger aus Minnesota kam, übernahm eine ungewohnte Rolle und wurde zu einem hervorragenden Verteidiger, der damit betraut ist, den besten Akteur des Gegners in Schach zu halten – zuletzt gelang ihm das selbst mit Luka Dončić von den Dallas Mavericks.
Die Warriors haben es also geschafft, ihrer Ära einen zweiten Akt anzufügen. Wie lang der dauern wird, kann niemand sagen, aber ein Draymond Green bereitet schon mal vorsorglich seine zweite Karriere vor. Der schon immer ausgesprochen meinungsstarke Profi tritt als Experte im Fernsehen auf und betreibt einen Podcast, die „Draymond Green Show“, den er gern mitten in der Nacht aufnimmt.
So auch am vergangenen Wochenende, nachdem Golden State gegen Dallas die Finalteilnahme klargemacht hatte. Er fühle, so ließ Green wissen, „eine größere Dankbarkeit für den Moment“ als bei den vorherigen Erfolgen, er könne es nach den letzten beiden Jahren, in denen die Warriors die Playoffs verpassten, jetzt eher wertschätzen, dass eine Finalteilnahme keine Selbstverständlichkeit sei. Aber er weiß eben auch: „Wir brauchen noch vier Siege. Denn das Schlimmste ist, die Finals zu erreichen und dann zu verlieren.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation