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Filmempfehlungen für BerlinDer große Aufstieg

Vom Himalaja zu den Alpen oder gleich auf den Mars: Diese Woche geht es in die Höhe mit „Black Narcissus“, „Mars Express“ und dem Alpen Film Festival.

Im Planetarium am richtigen Spielort: „Mars Express“ Foto: © 2024 Film Verleih Gruppe Waldner

Z u den schönsten Filmen der britischen Filmgeschichte zählen die Werke von Michael Powell und Emeric Pressburger, einem Regie- und Autoren-Team, das seinen künstlerischen Höhepunkt in den 1940er Jahren erlebte. Damals entstanden so berühmte Filme wie der Ballettfilm „The Red Shoes“ (1948) mit seinem radikalen Kunstbegriff (der Schaffung des Schönen hat man alles zu opfern, auch die Liebe und das Leben), ausgesprochen ungewöhnliche Propaganda wie „The Life and Death of Colonel Blimp“ (1943), der mitten im Zweiten Weltkrieg altbackene britische Traditionen karikiert und als eine der zentralen Figuren einen „guten Deutschen“ präsentiert. Oder „Black Narcissus“ (1947), eine Geschichte um britische Nonnen im Himalaja, die im Wesentlichen von einer Verführung durch Farbe erzählt.

Der Versuch, eine Mission in den Bergen einzurichten, scheitert, als die reglementierte und farblose Welt der Nonnen auf die satten Farben der tropischen Vegetation trifft. Da werden dann in „Black Narcissus“ plötzlich Blumen statt Gemüse gepflanzt, sexuelles Begehren bricht sich Bahn sowie ein Wahnsinn, der seinen Ausdruck in zusehends delirierenden Farben findet.

Der Dokumentarfilm „Made in England: The Films of Powell and Pressburger“ von David Hinds erzählt vom kreativen Höhenflug der beiden Künstler und hat dabei mit Martin Scorsese einen Erzähler und Präsentator, der nicht nur von seiner bereits aus Jugendtagen herrührenden Faszination für die Filme der Briten berichten kann, sondern auch die Fähigkeit besitzt, deren künstlerische Qualität schlüssig zu erläutern und dabei Parallelen zu seinen eigenen Filmen aufzuzeigen (20.6., 19.15 Uhr, 23.6., 20.45 Uhr, 25.6., 18.30 Uhr, Sputnik Kino, 23.6., 11 Uhr, 25.6., 20.30 Uhr, Bundesplatz Kino, 24.6., 25.6., 17.15 Uhr, Filmkunst 66). Ab 28.6. ist die Doku, die große Lust auf die Originalfilme macht, auch beim Streamingdienst MUBI im Programm.

Eine dystopische Science-Fiction-Geschichte erzählt der französischen Animationsfilm „Mars Express“ (2023) von Regisseur Jeremie Perin: Im Jahr 2200 ist die Erde ein ruinierter Slum für Arbeitslose, während die bessere Gesellschaft längst in der Mars-Hauptstadt Noctis lebt. Aber das Zusammenleben von Menschen, Robotern und Cyborgs führt zu massiven Spannungen.

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Auf der Suche nach einer verschwundenen Kybernetik-Studentin kommen Aline, eine Privatdetektivin mit erheblichem Alkoholproblem, und der Cyborg Carlos einem Komplott auf die Spur. Die spannende Detektivgeschichte wartet nicht nur mit attraktiven gestalterischen Ideen auf, sondern „Mars Express“ diskutiert im Rahmen seiner Story auch aktuelle Fragen nach der möglichen „Seele“ und dem freien Willen künstlicher Intelligenz (22.6., 21.30 Uhr, Zeiss-Großplanetarium).

Einmal mehr ruft der Berg: Das „Alpen Film Festival 2024“ präsentiert in seiner vierten Ausgabe unter dem Motto „You’ll Never Walk Alone“ fünf Kurzfilme, die sich mit der Faszination für die Bergwelt beschäftigen. Dabei geht es nicht nur ums Klettern, sondern wie in „Lucky Peach“ auch um Ausdauerathletinnen, die die 250 Kilometer des „Eiger Ultra Trail“ bewältigen wollen, oder um das Langstreckenwandern zweier Männer in Österreich („In die Weite“). Und auch Menschen, die gern Bergsteigen würden, es aber nie schaffen, finden hier in „The Pulse of the Spirit“ ihren verdienten Platz (25.6., 20 Uhr, Babylon Mitte).

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Lars Penning
Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.
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