Filmempfehlungen für Berlin: Telekinetisches Wunder

Halb gespielt, halb Doku: Rosa von Praunheims „Rex Gildo – Der letzte Tanz“. Das Rollberg zeigt derweil den Horror-Klassiker „Carrie“ mit Sissy Spacek.

Filmstill aus "Rex Gildo – Der letzte Tanz": Conny Froboes lehnt mit dem Arm auf Rex Gildos Schulter, sie sitzen vor einem hell-lila Hintergrund und lachen

Schlager beim Queerfilmfestival: „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (D 2022, Regie: Rosa von Praunheim) Foto: missingFilms

Eigentlich wusste ja wohl so ziemlich jede:r, dass Rex Gildo, der große Schlagerstar der 60er- und 70er-Jahre, schwul war. Den Kol­le­g:in­nen war es sicher allen klar, und auch sonst dürfte es nicht wirklich unbemerkt geblieben sein. Doch damals musste der Schein unbedingt gewahrt bleiben, das dachte wohl auch Gildo selbst – „so was“ gab es in der heilen Welt des Showbusiness eben einfach nicht. Rex Gildo turtelte mit Conny Froboess und Gitte Haenning in Schlager-Filmen herum, heiratete seine Cousine, aber liebte seinen Manager – und sprang mit Mitte Sechzig aus dem Fenster in den Tod.

Regisseur Rosa von Praunheim hat sich des „Fiesta Mexicana“-Sängers jetzt in dem Film „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ angenommen und beleuchtet in Spielszenen und in dokumentarischen Interviews mit Kol­le­g:in­nen des Sängers den gesellschaftlichen Druck, der zu dieser Art von ungutem Versteckspiel führte. Der Film kommt demnächst regulär ins Kino und ist jetzt schon beim Queerfilmfestival (8.-14.9.) zu sehen (13. September, 21 Uhr, Delphi Lux).

Garantiert nicht schwul war hingegen der im vergangenen Monat im Alter von 92 Jahren verstorbene Rolf Eden, der als Playboy, Club- und Diskothekenbetreiber eine Ikone des Promi-Lebens im alten West-Berlin darstellte und sich in seiner öffentlichen Selbstdarstellung von zwischenzeitlich erfolgten gesellschaftspolitischen Veränderungen bis zuletzt nicht irritieren ließ. Schöne Frauen und teure Autos – das war die Sonnenseite des Lebens.

Regisseur Peter Dörfler hat ihn in seinem sehr unterhaltsamen Film „The Big Eden“ porträtiert und dabei auch ein wenig an der Oberfläche gekratzt: Da gibt es dann nämlich auch die Geschichten vom Kampf des jungen Soldaten Eden für die Staatsgründung Israels oder jene vom loyalen Wohltäter, der nicht viele Worte machte. Erzählen müssen diese Stories aber andere Leute – Eden bleibt sich und seinem Sunnyboy-Image natürlich treu (10. September, 15 Uhr, Astor Film Lounge).

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Der Prenzlauer Berg im Film

Nach Corona-Pause ist die Prenzlauerberginale wieder am Start und zeigt an vier Abenden im Filmtheater am Friedrichshain Filme aus und über Prenzlauer Berg – was auch sonst. Los geht es am 13. September mit einem Programm von Filmen der Staatlichen Filmdokumentation (SFD) der DDR, die zu Archivzwecken produziert wurden und vom (sozialistischen) Alltag in dem Ostberliner Bezirk berichten (13. September, 18 Uhr, 20.30 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain).

Ganz was anderes: In Brian de Palmas Horrorthriller „Carrie“ von 1976 rächt sich die von einer fanatisch religiösen Mutter gegängelte und von ihren Klassenkameraden gemobbte Titelfigur dank telekinetischer Fähigkeiten aufs Furchtbarste an ihren Peinigern. Doch bevor es so richtig blutig wird, schlägt Sissy Spacek als Carrie in der Bibliothek auch schon mal unter „M“ wie „Miracle“ nach, um sich ihre merkwürdigen Talente zu erklären.

Ausgedacht hat sich das Ganze der US-amerikanische Bestsellerautor Stephen King; „Carrie“ war die erste Verfilmung eines seiner Romane – und auch eine der besten (10. September, 22.30 Uhr, Rollberg).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.