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Fernbusse in DeutschlandRaus aus der City

Weil die Verkehrssituation angespannt ist, verbannt Köln als erste Großstadt Fernbusse aus der Innenstadt. Der größte Anbieter fährt die Stadt jetzt nicht mehr an.

Kampf gegen das Verkehrschaos. Foto: dpa

Köln dpa | Als erste Großstadt in Deutschland vertreibt Köln Fernbusunternehmen aus der Innenstadt. Ab diesem Mittwoch müssen Nutzer von Fernbussen am Flughafen Köln/Bonn aussteigen und von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln und einer Fahrzeit von rund 15 Minuten in die City fahren.

Während der Marktführer MeinFernbus Flixbus die Domstadt vorerst ganz aus seinem Fahrplan streicht und in Leverkusen Station macht, verlegen andere wie Postbus, Dein Bus oder Megabus ihre Haltepunkte, wie von der Stadt angeboten, an den Airport. MeinFernbus begründete am Dienstag den Schritt mit mangelnden Kapazitäten und einem erhöhten Sicherheitsrisiko am Flughafen.

Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) kritisierte die Aussperrung: „Die Buskunden wollen in die Stadt und kein Betreiber ist von der Maßnahme begeistert“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Verbandes, Christina Leonard. Die Stadt hatte vor einigen Wochen beschlossen, wegen der angespannten Verkehrssituation um den Hauptbahnhof und eines erhöhten Unfallrisikos die Busstation an den Flughafen zu verlegen.

Tatsächlich gilt der Rauswurf der Fernbusse aus der Innenstadt als ein Novum. Zwar gebe es unter anderem auch in Stuttgart und Ulm ähnliche Überlegungen, aber in Köln seien Konzessionen für das Anfahren der Innenstadt ohne Bedingungen vergeben worden, sagte Leonhard.

Darauf beruft sich vor allem Branchenprimus MeinFernbus Flixbus. Das Unternehmen hatte die Gerichte angerufen, war zuletzt aber mit einem Eilantrag beim Verwaltungsgericht Köln gescheitert. Der Betreiber kündigte an, weiter juristisch gegen den Beschluss der Stadt vorzugehen.

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6 Kommentare

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  • Insofern nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass doch einige Fernbusmitfahrer mit dem PKW zu den Abfahrtspunkten gebracht werden. So beobachtet z.B. in Essen und Leipzig. Das macht dann doch etwas aus, auch wenn manch ein Mensch so etwas nicht sehen will/kann und nur die Zahl der Busse zählt.

     

    Wer mit der Bahn fernreist kann üblicherweise ohne zusätzliche Kosten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Hauptbahnhöfen reisen. Da ist das erhöhte PKW-Aufkommen quasi gepuffert (zumindest in der Theorie).

  • 7G
    738 (Profil gelöscht)

    Das ist längst überfällig, wer einmal an einem Samstagabend am Frankfurter Hauptbahnhof war, kennt die chaotischen Zustände. Busse blockieren die Zufahrtsstraßen, Taxistände und Fußgängerübergänge. Die Motoren laufen während der ganzen Zeit, Bahnreisende können den Westausgang nur benutzen, wenn sie Sprinterqualitäten besitzen, da die Busfahrer offenbar nicht mit Menschen mit Gepäck rechnen. Die Bahnhofelände sind für diesen Verkehr nicht ausgelegt. Was spricht dagegen den Kunden der Fernbusse eine kurze Fahrt mit den öffentlichen Verkehrmitteln zuzumuten?

  • Ein Armutszeichen für Köln. Klüngel mit der Bahn. Wenn statt einem Bus 50 Autos fahren und halten, wird das die Verkehrssituation sicher deutlich entspannen.

  • Eine Superidee! Nur weil die Bahn aufgrund neoliberaler Verirrungen nicht in der Lage oder willens ist, einen vernünftigen öffentlichen Personenverkehr auf die Reihe zu kriegen, muss man deswegen noch lange nicht einen quersubventionierten und ökologisch höchst fragwürdigen weiteren Irrweg gutheißen.

     

    Zur reinen Platzfrage der ganzen Busse in der Innenstadt kommt hinzu, dass diese Busse analog zu ihren Kollegen von der Taxiabteilung während der Stand- und Wartezeiten durchgängig ihre Motoren im Standgas laufen lassen, was für andere Menschen in der Nähe eine fast unerträgliche Belastung ist. Besonders heftig war es z.B. an den besonders heißen Sommertagen in diesem Jahr, als es im Umfeld der Taxi- und Busplätze noch einmal gefühlte 10°C heißer und stickiger war. Zu den Fernbussen kommen ja noch die ganzen Touristen-Reisebusse, deren Fahrer ja auch die ganze Zeit den Motor laufen lassen, während die Reisegruppen in der Stadt unterwegs sind.

     

    Was nützen Umweltzonen, wo die PKW nur mit den erforderlichen Plaketten herein dürfen, wenn alle diese Regeln für Busse und den gewerblichen Verkehr nicht gelten?

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    das dort alle 10 minuten ein fernbus langfährt macht also die angepannte verkehrsituation aus?-na klar. ich habe mich schon gefragt wann die deutsche bahn-mafia anfängt aktiv gegen den neuen und günstigen konkurrenten vorzugehen? jetzt ist es wohl soweit

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Ich kann mich da nur anschließen. Wegen einer angespannten Verkehrssitution, Massentransportmittel zu verbannen entbiehrt jedweder Logik.