Fastenbrechen in Ba-Wü: Alkohol trübt die Stimmung
Deutsch-türkische Medien sprechen von einem „Eklat“ um Ministerpräsident Kretschmann. Der soll beim Fastenbrechen Alkohol ausgeschenkt haben.
Am vergangenen Dienstag lud auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) zu einem Ramadan-Empfang ins Neue Schloss in Stuttgart. „Wer immer noch behauptet, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, der hat die Lebensrealität in Baden-Württemberg nicht zur Kenntnis genommen“, sagte er dort und verwies auf die türkischstämmige Landtagspräsidentin, seine Parteifreundin Muhterem Aras.
Doch wenn man deutsch-türkischen Onlinemedien glaubt, kam es dabei zu einem „Eklat“. Für Kritik sorgt dort seit diesem Wochenende nicht nur, dass Kretschmann beim Essen – wie in der Vergangenheit schon – auch alkoholische Getränke ausschenken ließ. Während des Fastenmonats Ramadan nehmen Gläubige erst nach Einbruch der Dunkelheit Speisen und Getränke zu sich; Alkohol trinken sie aber grundsätzlich nicht.
Noch stärker stößt manchen dort wohl aber auf, dass Kretschmann die Gelegenheit nutzte, um Kritik an der Türkei und deren Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu üben. Diverse deutsch-türkische Verbandsvertreter und türkische Diplomaten verließen nach seiner Rede und noch vor dem Essen die Veranstaltung.
Offiziell heißt es, sie seien gegangen, weil sie die Nachricht von dem Terroranschlag am Flughafen in Istanbul erreicht hatte. Onlinemedien wie Turkish Press und Deutsche Wirtschafts Nachrichten schreiben nun aber, dies sei aus Protest geschehen.
Denn Kretschmann hatte auch kritisiert, dass von der türkischen Religionsbehörde gesendete Imame in vielen Moscheen seines Landes predigten. Geistliche könnten nicht dauerhaft aus dem Ausland finanziert werden, befand er. Der Ministerpräsident will sich bald auch mit Religionsvertretern treffen.
Der Fastenmonat Ramadan endet in diesem Jahr am Dienstag und Mittwoch mit dem Fest des Fastenbrechens („Id al-Fitr“), das unter türkischen Muslimen auch traditionell als Zuckerfest bezeichnet wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört