Fashion Week in Berlin: Stoffe aus Algen und Brennnesseln
Am Montag startete die dreitägige Berliner Modewoche. Eins ist klar: Auch hier entwickelt sich der Trend in Richtung Nachhaltigkeit.
Wer ein spezielles Interesse hat, findet seinen Weg. Nur die Journalistin, die sich von Berufs wegen für alles interessieren muss, zögert. Aber eins ist klar: Das große Ganze läuft in Richtung Nachhaltigkeit.
Es gibt Marken, die Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie haben, andere, die sie mehr oder weniger radikal mitmachen, und viele Labels, die traditionell im Vogue Salon und im Berliner Modesalon ihre Entwürfe präsentieren, integrieren immer mehr Elemente von Nachhaltigkeit – ohne ihre ästhetischen Qualitäten aufzugeben.
So werden auf dieser Fashion Week auch die bewährten Formate, etwa die vom Fashion Council Germany unterstützten Shows, von Montag bis Freitag zu sehen sein. Konferenzen werden stattfinden, etwa über die Zukunft der Modeindustrie oder die Konferenz von Zeitmagazin und Vogue.
Farben aus Algen
Die Hauptsache aber in Berlin sind traditionell die Messen. 3.000 Brands haben sich angemeldet und allein auf den Messen Premium, Show & Order, Seek, Panorama, Selvedge Run, Xoom, Bright werden an die 1.800 Kollektionen gezeigt – und hoffentlich bestellt. Auch neue Formen des Bestellens entstehen, etwa über eine Ordering-Plattform für progressive und nachhaltige Mode, namens The Brand Show.tv, die in dieser Woche gelauncht wird.
Dazu kommt aber schließlich jene Messe For Future, die am heutigen Dienstag beginnt und jetzt zum zweiten Mal stattfindet: Neonyt – wie griechisch neos: neu, und skandinavisch nytt: neu. Schon seit 2009 gab es auf der Fashion Week Berlin einen Green Show Room und die Ethical Fashion Show. Aus ihnen aber entwickelte sich im Januar 2019 „The global Hub for Fashion, Sustainability, Innovation“. Neonyt im Kraftwerk in der Köpenicker Straße sprengt traditionelle Messen.
Sie ist eine Plattform für über 150 Aussteller aus 26 Ländern, Auftakt mit eigener Modenschau (Dienstag, 10 Uhr, E-Werk) und drei Tage volles Programm: eine dreitägige Konferenz (Fashionsustain), zahlreiche Diskussionsveranstaltungen (Fashionimpact), Expertengespräche über Lieferketten (Showcase) und Zertifizierungs-Labels (Knowledge Lounge), Social Media und Lifestyle-Journalismus (Prepeek).
Immer geht es um Ressourcen-Schonung und Arbeitsbedingungen, um neue Materialien und ökologische Fasern. Faire Bio-Baumwolle ist da nur das Altbekannte. Unbekanntere Dinge tauchen auf: etwa die erstaunliche Idee von Renana Krebs, die Mode mit Stoffen und Farben aus Algen macht. Auf der Zeitmagazin-Konferenz (am Donnerstag um 13.30 Uhr) wird sie ihre Firma Algalife vorstellen.
Eine nachhaltigere Zukunft
Oder Stoffe aus Brennnesselfasern, ein Pilotprojekt des Leibniz-Instituts für Agrarechnik und Bioökonomie Potsdam (die wohl noch nicht auf der Neonyt vertreten ist). Dazu kommen neue Techniken, Fasern zu recyclen. Berlin und seine Modemessen sind auf dem guten Weg, zum Pionier für nachhaltige Mode zu werden.
Aber die Mode selbst? Die Fashion Show „Best of Sustainable Fashion“ heute Vormittag wird das Thema „Denim“ haben und man darf gespannt sein auf die Outfits. Weit weg von Kreuzberg aber wird anderes gefeiert: 40 Jahre „Vogue Deutschland“.
Im zweiten Stock des KaDeWe findet jetzt der „Vogue Salon“ statt und die Auslagen des KaDeWe stellen von jedem Salon der vergangenen acht Jahre jeweils ein Stück aus. Das ist eine gute Gelegenheit, einmal kurz zurückzutreten und ein kleines Stück Berliner Modegeschichte zu studieren – und sie nach Belieben in eine nachhaltige Zukunft fortzuschreiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos