piwik no script img

Fan-Euphorie bei Eintracht Frankfurt„Dann wird eskaliert“

Das Fußballwunder unserer Tage hört auf den Namen Eintracht Frankfurt. Wir haben vor dem Europa-League-Finale am Mittwoch ins Fan-Herz gehorcht.

„Schwarz-Weiß wie Schnee, das ist die SGE“, heißt es in einem Eintracht-Song Foto: Mike Egerton/imago
Jens Uthoff
Interview von Jens Uthoff

Frau Roth, gibt es Fußballmärchen?

Lea Roth: Ja, klar. Wir haben mit der Eintracht gleich mehrere geschrieben. Erst haben wir das DFB-Pokalfinale 2017 erreicht, 2018 den Pokal geholt. Und was jetzt in der Euro-League abgeht, ist einfach nur krass. Wie ein Traum, den wir gerade erleben dürfen.

Eintracht-Trainer Oliver Glasner hat kürzlich gesagt: „Ich habe das Gefühl, dass ganz Deutschland Eintracht-Fan ist.“ Hat er recht?

Ich glaube, schon. In meinem privaten Umfeld sprechen mich plötzlich Leute auf die Eintracht an, die sonst von Fußball keine Ahnung haben. Die fiebern richtig mit mir mit. Fans von anderen Vereinen sagen: „Wahnsinn, was die Eintracht macht.“ Von den Bayern ist man ja Erfolg gewohnt, da ist fast die Erwartungshaltung da, dass sie europäische Finals spielen. Aber jetzt kommt so ein Underdog und rockt das Ding.

Im Interview: Lea Roth

Lea Roth, 28, lebt in Miltenberg an der bayerisch-hessischen Grenze und arbeitet „im richtigen Leben“ als Personalreferentin. Auf dem Foto steht sie mit zwei Innsbrucker Franfreunden in Barcelona.

Beim FC Barcelona haben Mitte April 30.000 Eintracht-Fans das Stadion eingenommen, Sie waren dabei. Wie war das?

Verrückt. Die ganze Stadt war komplett weiß in Frankfurt-Farben, voller Fans, es herrschte Feierstimmung. Wir Fans sind dann kollektiv Richtung Stadion gezogen, da kribbelte es schon. Als ich vor dem Camp Nou stand, war ich zunächst fast enttäuscht: Von außen sieht das Stadion aus wie ein Parkhaus. Aber als ich drinnen war, dachte ich: Scheiße, ist das Ding groß. Das ganze Stadion war weiß. Ich dachte: Es wird geil, egal, was passiert. Ich hatte Tränen in den Augen.

Lea Roth im Camp Nou in Barcelona am 14. April 2022 Foto: privat

Mit wem fahren Sie zu den Spielen?

Das ist unterschiedlich. Ich bin Mitglied eines Eintracht-Fanclubs, mit dem fahre ich zu Spielen. Aber auch mit Freunden und Bekannten aus anderen Fanclubs. Bei einem Auswärtsspiel in Nürnberg habe ich Leute aus Innsbruck kennengelernt, weil die Eintracht mit dem FC Wacker Innsbruck eine Fanfreundschaft hat. Mit denen war ich unter anderem auch in Barcelona.

Wie hat es angefangen mit der Eintracht-Liebe?

Mein Papa ist Frankfurter. Er hat mich ins Stadion mitgenommen, als ich drei war – dafür bin ich ihm ewig dankbar. In der Kindheit und Jugendzeit war ich regelmäßig im Waldstadion, das hat sich das dann so entwickelt. Seit elf Jahren habe ich eine Dauerkarte.

Kommenden Mittwoch ist das große Finale in Sevilla. Wie sieht Ihr Finaltag aus?

Ich bin ab Dienstag in Sevilla, habe aber noch kein Ticket. Am Mittwoch treffen sich die Frankfurter tagsüber bestimmt wieder in der Stadt, mal gucken, was da so los ist. Zwischendurch muss ich versuchen, eine Karte zu ergattern. Dann holen wir das Ding – und dann wird wahrscheinlich die komplette Nacht durchgefeiert und eskaliert.

Bei einem Sieg würde Eintracht Frankfurt auch zum ersten Mal Champions League spielen. Setzt sich dann das Fußballmärchen fort?

Das würde dem Verein Geld bringen, das wäre schon mal cool. Und: Wir haben Barça geschlagen und eine Wahnsinns-Euro-League-Runde gespielt. Warum sollen wir uns jetzt nicht mit den ganzen Großen in der Champions League anlegen?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!