Familienförderung in Deutschland: Mehr Väter beziehen Elterngeld

Noch immer sind es vor allem Frauen, die Elterngeld beantragen. Der Anteil der Männer steigt nur langsam. Insgesamt nahm die Zahl der Beziehenden sogar ab.

Ein Mann trägt ein Kind auf seine Schultern

Elterngeld ist unter Vätern bisher eher weniger verbreitet Foto: Imago

WIESBADEN/BERLIN epd/dpa | Das Elterngeld wird weiter hauptsächlich von Müttern bezogen, die Väter holen nur langsam auf. Im vergangenen Jahr erhielten knapp 1,4 Millionen Frauen und 482.000 Männer in Deutschland Elterngeld. Dabei stieg der sogenannte Väteranteil auf 26,1 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch berichtete.

Damit habe sich der kontinuierliche Anstieg der Männer, die Elterngeld beziehen, fortgesetzt: Im Jahr 2015 hatte er noch bei 20,9 Prozent gelegen, im Jahr 2021 betrug der Väteranteil am Elterngeld 25,3 Prozent.Insgesamt sank die Zahl der Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld um 1,2 Prozent auf gut 1,8 Millionen.

Der Väteranteil gibt den Anteil der männlichen Bezieher an allen Elterngeldbezügen an. Er würde also genau 50 Prozent betragen, wenn bei allen Kindern sowohl der Vater als auch die Mutter gleichermaßen Elterngeld beziehen würden.

Spitzenreiter im Bundesländervergleich mit einem Väteranteil von 30,2 Prozent war 2022 – wie im Vorjahr – Sachsen, gefolgt von Thüringen (28,4 Prozent), Bayern (28,3 Prozent) und Baden-Württemberg (28,3 Prozent). Am niedrigsten lag der Väteranteil 2022 – ebenfalls wie im Vorjahr – im Saarland (20,8 Prozent).

Bezugsdauer geht zurück

Nach wie vor gibt es den Daten zufolge erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern bei der geplanten Bezugsdauer des Elterngeldes. Sie lag bei den Frauen im Jahr 2022, wie schon im Vorjahr, bei 14,6 Monaten (2020: 14,5 Monate; 2019: 14,3 Monate). Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,6 Monaten dagegen deutlich kürzer und hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren sogar leicht verringert (2019 bis 2021: 3,7 Monate).

Nina Stahr, Sprecherin für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung der Grünen-Fraktion, sagte in Berlin, die Daten zeigten, „dass wir gesellschaftlich noch weit von einer gleichberechtigen Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit entfernt sind“.

Zwar gebe es einen positiven Trend, wonach mit 26,1 Prozent immer mehr Väter Elternzeit nehmen, „doch vom Wunsch vieler junger Familien nach paritätischer Aufteilung sind wir noch weit entfernt. Auch die Bezugsdauer unterscheidet sich nach wie vor erheblich zwischen Frauen und Männern.

Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, erklärte, auch wenn es grundsätzlich erfreulich sei, dass sich der Anteil der Väter minimal erhöht habe, „ist die Quote der Väter, die Elterngeld beziehen, doch nach wie vor erschreckend gering“. Besonders problematisch sei, dass die ohnehin viel kürzere Bezugsdauer bei den Vätern im Vergleich zu 2021 sogar geringfügig zurückgegangen sei.

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