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Falschparken und RasenParis setzt Ultimatum für E-Roller

Die Stadt will schärfer gegen die Fahrzeuge vorgehen und geltende Regeln strenger durchsetzen. Ein Druckmittel gibt es schon.

Rücksichtloses Verhalten von E-Roller-Fahrern soll endlich sanktioniert werden Foto: Hannelore Förster/imago

Paris taz | Wie in anderen Städten mehren sich auch in Paris die Beschwerden über rücksichtslose BenutzerInnen von E-Rollern. Da im kommenden März die Lizenz der drei Anbieter Lime, Dott und Tier endet, die zusammen derzeit rund 15.000 elektrische „Trottinettes“, wie die E-Roller in Frankreich heißen, im Free-Floating anbieten, hat Oberbürgermeisterin Anne Hidalgo ihnen gegenüber damit ein Druckmittel in der Hand, um zusätzliche Regeln und vor allem deren Einhaltung durchzusetzen.

Wie inzwischen in manchen deutschen Städten auch dürfen die E-Roller schon jetzt nicht einfach irgendwo abgestellt werden. In Paris sind spezielle Parkfelder für sie eingerichtet worden. Nur wissen das die wenigsten NutzerInnen. Vor allem die sehr zahlreichen TouristInnen, die fast systematisch zu zweit auf einer Miet-Trottinette fahren, ignorieren sämtliche Regeln.

Seit 2019 wäre es nämlich bei Strafe untersagt, mit diesen Zweirädern auf Gehwegen zu rollen, die BenutzerInnen müssten mindestens 14 Jahre alt sein. Die zuerst auf 25 Kilometer pro Stunde begrenzte Höchstgeschwindigkeit wurde auf 20 Kilometer pro Stunde gesenkt.

Jetzt soll ihr Tempo nochmals reduziert werden, und zwar auf 10 Kilometer pro Stunde. Die Polizei, die die Einhaltung kontrollieren soll, sagt allerdings, dass die für Autos konzipierten Radargeräte dafür nicht geeignet sind.

22 Tote durch Unfälle mit E-Rollern

Ohnehin hat man den Eindruck, dass kaum Zuwiderhandlungen von E-Roller-FahrerInnen geahndet werden. Für private BesitzerInnen ist es außerdem ein Leichtes, im Internet Basteltipps zu finden, die es ihnen erlauben, mit bis zu 40 Kilometern die Stunde durch die Stadt zu rasen.

Wenn die Drohung mit Geldstrafen nicht wirkt, dann vielleicht die Angst vor Unfällen? Laut Angaben der französischen Agentur für Verkehrssicherheit sind allein im vergangenen Jahr 22 Personen mit Rollern ums Leben gekommen, rund 6.000 wurden verletzt. In diesem Jahr haben bereits mehrere schwere Unfälle Schlagzeilen gemacht. In Nizza beispielsweise wurde Ende Juni ein 5-jähriges Kind von Geflüchteten aus der Ukraine tödlich verletzt.

Paris war unter den ersten Hauptstädten in Europa, die das Free-Floating, also das stationsunabhängige Abstellen, beim Verleihen zunächst bei den Fahrrädern und danach auch bei den E-Rollern zuließ. Auf diese Pionierleistung war die Stadt anfänglich sehr stolz. Jetzt möchte die kommunale Regierung jedoch ein Beispiel für eine bessere Organisation geben.

Sie fordert die drei derzeitigen Anbieter von Mieträdern und E-Rollern auf, von sich aus Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung zu ergreifen, sonst drohe eine drastische Einschränkung – oder gleich das Ende des Free-Floatings.

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6 Kommentare

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  • Exakt dieselbe Bilanz lässt sich in Berlin ziehen. Aber dass die Stadt irgendetwas Vergleichbares wie Paris unternimmt - Fehlanzeige. Giffeys' Berlin ist nur eine Möchtegern-Weltstadt.

  • Der UBA-Einschätzung, die 1MJ3TI39F zitiert, ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Außer dies: Wer diese Roller benutzt, verhält sich wie ein Kleinkind, das sofortige Bedürfnisbefriedigung verlangt und nach dem Spielen nicht aufräumen will. Das tun dann andere - eher nicht die verantwortungslosen Serial Founder, die diesen Mist in unsere Städte kippen, sondern eher Leute wie ich, der ich jeden Morgen über die Rollerberge stürze, die die AirBnB-"Gäste" in meinem Block in der Nacht zuvor säuberlichst vor der Haustür hingeschmissen haben. Oder halt sonstwie die "Öffentlichkeit", nur nicht die Damen und Herren Spaßkapitalisten. Wenn es noch ein Symbol für die Infantilisierung der Gesellschaft und die verblödete "Venture Capital"-Feierei des Brot-und-Spiele-Spätkapitalismus gebraucht hätte - voilà, les trottinettes. Passt auf Deutsch auch, weyl dit muss ick ooch los wern: Erwachsene Menschn, vor allem Männers, sehen auf einem trottinette - aus wie - jenau. Volltrottel.

  • Die Panzerindustrie lobbyiert halt nicht nur in Deutschland sehr erfolgreich gegen alle Verkehrsmittel unter zwei Tonnen... In der Realität ist der schröckliche E-Roller natürlich langsamer als ein durchschnittliches Fahrrad und nimmt auch nicht mehr Platz weg. Das Fahrrad ist aber zum Glück ein etablierter alter Hase, da trauen sich die diversen Scheuer-Pendants noch nicht an irgendwelche Abstellverbote ran.

  • Ich finde die Roller sehr problematisch hier im Stadtverkehr... Häufig zu zweit gefahren, immer ohne Helm und dann irgendwo hingestellt. Null Rücksichtnahme auf Fussgänger*innen. Mobil eingeschränkte Menschen haben das Nachsehen. Für Blinde ist es besonders schlimm, wenn die Roller auf dem Weg stehen.

  • Wirklich Sinn machen die Dinger ja anscheinend eh nicht:



    "Darum kommt das UBA zu einem eindeutigen Fazit: „Als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut per Fuß und Fahrrad zurückzulegen sind, bringen die Roller eher Nachteile für die Umwelt“, heißt es dort, „und drohen als zusätzlicher Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen.“"



    taz.de/E-Roller-al...erfallen/!5865362/

  • In München konnte ich kürzlich E-Scooter sehen, auf denen die Verleih-Firma einen Aufkleber "Bitte nicht "doof" parken!" angebracht hatte.

    Nun, die Verleiher kennen ihre Kundschaft bestens. Die Städte auch. Kaliforniens Städte sind schon vor Jahren ausgestiegen und haben rigorose Restriktionen umgesetzt. Deutschland hängt da weit hinterher. Berlin wird wohl am längsten brauchen.

    Der Nutzer. Verwendet gern E-Scooter statt in die Pedale zu treten. Und wunderbar, wenn in der Nacht die prekären "Juicer" in alten Diesel-LKWs unterwegs sind um die flotten Flitzer der Kleinen in der Stadt aufzuräumen und zu bestromen.

    Die Öko-Bilanz von Scootern ist tief negativ.

    Sharing is Caring?

    Nationalgeographic: "Unterm Strich emittieren geteilte E-Scooter und E-Bikes mehr CO2 als die ersetzten Verkehrsmittel".

    Stern: "Ein Dieselbus ist weit umweltfreundlicher als E-Scooter".



    Sie (die Forscher) bestätigten dabei Einschätzungen, wonach Menschen die öffentlich zugänglichen E-Scooter vor allem für solche Strecken nutzen, die sie sonst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt hätten. Es fällt also mehr CO2 an, als wenn sie die Strecken auf gewohnte Weise zurückgelegt hätten.

    Weg mit dem Zeugs!

    Habe auch keine Lust mehr auf Roller, die einfach auf Radwegen abgestellt werden. Oder Gehwegen.

    Sorry, gewisse Teile der Gesellschaft sind nicht reif für Sharing-Modelle. Noch lange nicht.

    Warum E-Scooter dem Klima mehr schaden als nützen | National Geographic



    www.nationalgeogra...chaden-als-nuetzen

    E-Scooter: Warum die Roller dem Klima mehr schaden als nützen | STERN.de



    www.stern.de/gesel...tzen-31568180.html