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Falschaussage in der Edathy-AffäreErmittlungen gegen Hartmann

Hat der Abgeordnete Michael Hartmann in der Edathy-Affäre gelogen? Neue Ermittlungen laufen. Der Betroffene begrüßt das Vorgehen der Staatsanwaltschaft.

Michael Hartmann im Dezember 2014 als Zeuge im Edathy-Untersuchungsausschuss in Berlin. Foto: dpa

Berlin/Mainz dpa | Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Mainzer SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann wegen des Verdachts der uneidlichen Falschaussage. Es gehe um Hartmanns Aussagen vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zur Edathy-Affäre, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Wochenende in Berlin. Bereits im September habe man den Bundestagspräsidenten informiert und das Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Der Kölner Express und die Hamburger Morgenpost hatten zunächst darüber berichtet. Eine Sprecherin des SPD-Abgeordneten sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Er freut sich, dass jetzt eine Staatsanwaltschaft den Dingen auf den Grund geht.“ Er wolle sich wegen der laufenden Ermittlungen aber nicht öffentlich dazu äußern.Hartmann hatte dem früheren Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy (SPD) nach dessen Aussage mehrfach geheime Informationen über Ermittlungen wegen Kinderporno-Verdachts gegeben.

Hartmann sagte im Ausschuss anfangs noch aus, schwieg dann aber unter Berufung auf sein Auskunftsverweigerungsrecht. Bereits seit Februar ist er krankgeschrieben. Nach Auskunft seiner Sprecherin wurde die Krankschreibung zuletzt bis zum 20. November verlängert.

Edathy hatte im Februar 2014 sein Mandat niedergelegt. Ein Verfahren gegen ihn wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie wurde später gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Der Bundestagsuntersuchungsausschuss äußerte sich in seinem Abschlussbericht zur Rolle des SPD-Abgeordneten Hartmann zwar kritisch, aber vorsichtig. Die Vermutung, dass Hartmann Edathy drei Monate vor der Hausdurchsuchung gewarnt habe, „wurde durch die Beweisaufnahme des Ausschusses an vielen Stellen genährt, ohne dass jedoch hierfür ein zureichender Beleg vorliegt“.

Der rheinland-pfälzische CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder forderte die Mainzer Regierungschefin Malu Dreyer und ihren Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) auf, sich zu den neuen Ermittlungen gegen ihren „engen Vertrauten“ Hartmann zu äußern. „Er war Kollege im Innenministerium von Herrn Lewentz und hat, so weit uns bekannt ist, Rückkehrrecht zu seinem ehemaligen Arbeitgeber.“ In Rheinland-Pfalz wird am 13. März 2016 ein neuer Landtag gewählt.

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1 Kommentar

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  • Verdeckungs-Berichterstattung: Es wird über Hartmanns mögliches "Durchstechen" an Edathy berichtet, von dem wenig mehr verlautet als: "Ein Verfahren gegen ihn wegen des Verdachts des Besitzes von Kinderpornografie wurde später gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt." - Bloß keine Hintergründe liefern! Folgender Verdacht ist bis heute nicht ausgeräumt: Das BKA wußte bereits im Herbst 2011, daß Edathy auf der Kundenliste einer kanadischen Firma stand, die auch Kinderpornografie verkaufte. Trotzdem konnte er im Januar 2012 Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages werden. War es Kalkül der "Sicherheitsbehörden", die Vorwürfe zurück zu halten? Damit sie einen erpreßbaren Ausschußvorsitzenden hatten, der ihnen - trotz anfänglicher scharfer Kritik - am Ende den Persilschein ausstellte: Nein, die Behörden waren nicht in den NSU-Komplex verwickelt, sie leisteten sich bloß viele "Pannen" und "Schlampereien"? Findet ihr es nicht auch komisch, daß hier die ganze Zeit über Nebensächlichkeiten, aber nicht das Eigentliche berichtet wird?