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Fake-Todesmeldungen im NetzImmer wieder auferstanden

Im Netz häufen sich falsche Todesmeldungen über Prominente. Manche werden sogar mehrfach bedacht. Damit lässt sich eine Menge Geld verdienen.

Klickt sich gut! Viele falsche Todesmeldungen aus ökonomischem Interesse Foto: Nicole Krauthöfer/imago

Immer wieder kursieren in den sozialen Medien Todesmeldungen über noch lebende Prominente. Erst kürzlich traf es die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Ein Fake-Account („RowohltAT“), der dem Account des Rowohlt Verlags („Rowohlt“ ) – bei dem sie unter Vertrag steht – ähnlich sah, verbreitete die Falschmeldung ihres Todes.

Die 78-Jährige wurde damit bereits zum zweiten Mal in ihrem Leben für tot erklärt. Daher nahm Jelinek die Meldung mit Gelassenheit. „Ach, schon wieder? Es ist das zweite Mal, dass ich tot bin“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Doch solche falschen Meldungen über den eigenen Tod können Spuren hinterlassen. Etwa wenn sie mit perfiden Details angereichert sind, wie etwa beim Reality-Star Sarah-Jane Wollny. Der wurde nicht nur ihr Tod, sondern auch ein Hirntumor angedichtet.

Antiquitätenexperte von „Bares für Rares“, Fabian Kahl, wurde mit einem erfundenen Beerdigungsvideo für tot erklärt. In einem Beitrag für den MDR sagte Kahl dazu, dass seit der Falschmeldung der Tod in seinem Leben präsenter sei.

Zeitdruck und Zwang

Im aktuellen Fall Elfriede Jelinek hätte wahrscheinlich ein einfacher Anruf beim Verlag die falsche Meldung verhindern können: Rowohlt stellte schon eine Stunde nach Erscheinen der Falschmeldung klar: Jelinek lebt. Doch auch danach verbreiteten Nachrichtenportale weiter die Meldung. Und auch eine genaue Betrachtung des Fake-X-Accounts hätte den Jour­na­lis­t:in­nen schnell klar machen können, dass hier etwas nicht stimmt. Er bestand erst seit Anfang des Jahres und hatte erst drei Beiträge auf X geteilt, der echte Account viel mehr.

Doch unter Zeitdruck und dem Zwang, viel zu berichten, werden solche Dinge häufig nicht geprüft – wenn die Nachrichten überhaupt noch von Menschen gegengecheckt werden: In manchen Verlagshäusern übernehmen bereits KI-Modelle das Erstellen von Agenturmeldungen, was die Fehleranfälligkeit zusätzlich erhöhen kann.

Hinter vielen gefälschten Todesmeldungen und vermutlich auch hinter dem von Jelinek steht mutmaßlich ein Mann, der sich Tommaso Debenedetti nennt. Er ist bekannt dafür, auf X den Tod berühmter Schrift­stel­le­r:in­nen wie Peter Handke zu erfinden. In einem Interview erklärte er, er wolle damit Jour­na­lis­t:in­nen zur Sorgfalt mahnen – ob das glaubwürdig ist, bleibt fraglich. Andere verfolgen handfeste wirtschaftliche Interessen: Videos mit Todesfakes generieren Millionen Klicks – und damit Werbeeinnahmen.

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