Fahrplanwechsel macht Lust auf Zugfahren: In keinem Taxi nach Paris …
Von Berlin aus heben immer weniger Flüge ab. Dafür gibt es mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember mehr direkte Zugverbindungen in die Nachbarländer.
Zuletzt häuften sich Berichte von Fluggesellschaften, die Flugangebote in ganz Deutschland und vor allem in Berlin streichen. Die Kosten an deutschen Flughäfen wären zu hoch, hieß es dazu als Erklärung. In der Hauptstadt kommt hinzu, dass es für bestimmte Langstreckenflüge wie die nach New York zu wenige Flugäste gibt; die Flüge sind so nicht profitabel durchzuführen. Gut fürs Klima.
Den Trend, vom Flieger auf den umweltschonenden Zug umzusteigen, wird nun durch zwei neue internationale Verbindungen ab Berlin befördert. Neu ist eine Direktverbindung von Berlin über Frankfurt/Main und Straßburg nach Paris, die tagsüber verkehrt – statt mit „Taxi nach Paris“ (für eine Nacht), wie es 1984 im Hit der Hamburger Popgruppe Felix De Luxe so schön heißt, geht es dann im ICE von der Spree an die Seine.
Der ICE braucht 8 Stunden und ein paar Minuten für die 878 Kilometer lange Strecke. Er startet in Berlin um 11.54 Uhr und erreicht sein Ziel um 19.59 Uhr – vorausgesetzt, der Zug ist pünktlich. Mit Umsteigen ist Paris schon länger von Berlin mehrmals täglich aus zu erreichen.
Tickets schon jetzt buchen
Für Freitag, den 3. Januar, zum Beispiel soll die einfache Fahrt ohne Ermäßigung 111,99 Euro kosten. Tickets lassen sich bereits buchen. Bisher waren Reisende für einen durchfahrenden Zug auf der Strecke auf das Angebot der Österreichischen Bundesbahn angewiesen, die dreimal pro Woche mit ihrem Nachtzug in 14,5 Stunden von Berlin nach Paris fährt.
Burkhard Kieker, Sprecher der Geschäftsführung von Visit Berlin, der offiziellen Marketingagentur der Stadt, die weltweit für Berlin als Tourismus- und Kongressdestination wirbt, ist happy: „Endlich werden die beiden großen Metropolen Europas wieder komfortabel verknüpft. Die Verbindung ist nicht neu, sie hat eine lange Tradition. An diese werden die Reisenden anknüpfen.“
Wer von Paris aus auf direktem Zugweg nach Berlin will, muss früher aufstehen, es geht um 9.55 Uhr los, geplante Ankunft um 18.03 Uhr. Die deutsche Hauptstadt ist bei französischen Gästen beliebt, allein im letzten Jahr lag laut Visit Berlin die Zahl der Übernachtungen französischer Gäste in Berlin mit 9,2 Prozent über dem Niveau von 2022. In diesem Jahr ist bis einschließlich August mit 433.644 Übernachtungen sogar ein Anstieg um 10,9 Prozent zu verzeichnen. Visit Berlin „rechnet fest damit, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mit dem Fahrplanwechsel kommen weitere neue Verbindungen hinzu – in den Osten Europas. Gleich dreimal täglich geht es ab 15. Dezember von Berlin über Breslau nach Krakau. Die alte Königsstadt Polens, im Süden des Landes rund 250 Kilometer südwestlich von Warschau gelegen, war von Berlin aus nur mit dem Flieger oder zeitraubend über Land zu erreichen. Der EC an unserem Beispieltag, dem 3. Januar 2025, ist derzeit für 39,99 Euro buchbar; er fährt ab Hauptbahnhof um 12.52 Uhr, ist 7 Stunden und 18 Minuten unterwegs und erreicht sein Ziel um 20.10 Uhr.
Neu im Angebot ist mit Fahrplanwechsel zudem ein Nachtzug von Berlin nach Prag (über Dresden) im sogenannten ComfortJet der Tschechischen Bahn České dráhy. Diese Linie wird zur Hauptreisezeit von Mai bis Mitte September bedient. Seit Langem angebotene Zugverbindungen ins benachbarte Ausland wie nach Amsterdam, Zürich oder Brüssel bleiben bestehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind