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Stattdessen werden viele Aufgaben der Polizei oder dem Verfassungsschutz übertragen, auch Aussteigerprogramme oder Opferbetreuung.
Also dem Verfassungsschutz, der vermutlich am NSU beteiligt war (lässt sich wegen geschredderter Unterlagen ja leider wie be-noch wiederlegen) und dessen letzter Präsident, gerade munter antisemitischen Quatsch wie den Great Reset durch die Medien posaunt.
Und die Polizei, die sich nach unproblematischster Lesart, mit billigsten Telefontricks dahingehend hat täuschen lassen, sensible Daten von Personen weiterzugeben, die dann unter dem Label NSU 2.0 bedroht wurden. Oh, und die beim NSU erstmal munter in die Familien der Opfer reinermittelt hat, wegen organisiertem Verbrechen.
Da freuen sich die Opfer und Aussteiger*innen sicher sehr, wenn sie mit so gut funktionierenden Strukturen ermitteln können. Solange ihre alten Kameraden, nicht anrufen und sich als Behördenmitarbeiter ausgeben, und solange sie nur weiß genug sind, kann da sicher nix passieren.
Es sollte doch eher ein Kampf gegen die verschiedenen Arten von faschistischen Gruppen in Deutschland sein nach der Definition: Verherrlichung von Gewalt, Frauenfeindlichkeit, Anhänger einer autoritären Staatsform, Antisemitsich usw. Da gibt es noch andere als den stumpfsinnigen deutschen Neo-Nazi.
Und was ist mit der organisierten Kriminalität?Zwangsprostitution, Geldwäsche? Ist das alles zweitrangig?
Hamburger Amtsgericht verurteilt eine Aktivistin der Letzten Generation wegen Sachbeschädigung. Sie hatte in der Hamburger Uni Parolen gesprüht.
Faesers Plan gegen Rechtsextremismus: Aufschlag mit Leerstellen
Dass Innenministerin Faeser dem Rechtsextremismus den Kampf ansagt, ist richtig. Nur: Ihr Aktionsplan lässt viele Fragen offen.
Vieles bleibt vage: Innenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung ihres Aktionsplans am Dienstag Foto: Chris Emil Janssen/imago
Nancy Faeser sieht zu Recht die größte Gefahr für die Demokratie hierzulande im Rechtsextremismus. Nach den tödlichen Attentaten des NSU in Halle, Hanau oder auf Walter Lübcke kann daran kein Zweifel mehr bestehen. Überdies erreichten rechtsextreme Straftaten jüngst ein Rekordhoch und gipfelten im Zuge der radikalisierten Coronaproteste in den Mord in Idar-Oberstein.
Auch Faesers Vorgänger Horst Seehofer räumte die Gefahr am Ende ein. Die frühere Bundesregierung beschloss ein Paket von 89 Maßnahmen gegen Rechtsextremismus. Faeser knüpft mit einem 10-Punkte-Plan daran an. Die rechtsextreme Szene entwaffnen, ihre Finanzen austrocknen, Onlinehass bekämpfen, Extremisten aus dem öffentlichen Dienst werfen, die Prävention stärken – ist alles zu begrüßen. Dennoch bleibt noch vieles zu vage.
So fragt man sich, warum die Finanzströme der Szene erst jetzt intensiver ins Visier genommen werden. Auch das Waffenrecht bleibt problematisch: Die geplante Verschärfung stoppte die Waffenlobby. Die Zahl der Rechtsextremisten, die im Besitz eines Waffenscheins sind, stieg jüngst noch an. Wie nun psychisch Auffällige wie der Hanau-Attentäter entwaffnet werden sollen, lässt Faeser offen, ebenso, wie genau Extremisten schneller aus dem öffentlichen Dienst entfernt werden sollen.
Richtig ist, dass die Prävention mitgedacht und die Bundeszentrale für politische Bildung gestärkt wird. Sonst aber findet Faeser überraschend wenige Worte zur Rolle der Zivilgesellschaft. Stattdessen werden viele Aufgaben der Polizei oder dem Verfassungsschutz übertragen, auch Aussteigerprogramme oder Opferbetreuung. Dabei muss klar sein: Der Kampf gegen Rechtsextremismus braucht die gesamte Gesellschaft, der Widerspruch muss im ganz Kleinen beginnen.
Und das gerade jetzt, da die nächste Bewährungsprobe bevorsteht: der Umgang mit den Geflüchteten aus der Ukraine. Auf kurz oder lang werden die Rechtsextremen gegen die Hilfesuchenden mobil machen. Wie effektiv Faesers Aktionsplan wirkt, wird erst an den Ergebnissen zu messen sein.
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Schwerpunkt Rechter Terror
Kommentar von
Konrad Litschko
Redaktion Inland
Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" und stellvertretender Ressortleiter Inland. Seit 2010 in der taz, anfangs im Berlin-Ressort. Seit 2014 Redakteur in der Inlands-Redaktion. Jahrgang 1984, Studium der Publizistik und Soziologie.
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Rechter Terror in Deutschland
Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.
■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.
■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.
■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.
■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.
■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.
■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.
■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.
■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.
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