Fälle von Lungenkrankheit in China: Angst vor neuem Coronavirus
In China breitet sich kurz vor der Hauptreisezeit zum Neujahrsfest ein mysteriöses Virus aus. Es weckt böse Erinnerungen an die Sars-Pandemie.

Genau das bezweifeln immer mehr Experten. China hat einen massiven Anstieg von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Inzwischen hätten sich mehr als 200 Menschen angesteckt, teilten die Behörden mit. Erstmals sei auch die Hauptstadt Peking betroffen, wo zwei Fälle aufgetreten seien. Aus Shenzhen im Süden der Volksrepublik wurde eine Infektion gemeldet. Den Anfang nahm der Ausbruch in der zentralchinesischen Stadt Wuhan, wo inzwischen 136 neue Fälle dokumentiert wurden. Insgesamt sind dort 198 Menschen erkrankt, drei starben.
Laut einem Bericht des Imperial College London dürften die Ansteckungen weitaus höher liegen als von China bisher bestätigt. So gehen die britischen Wissenschaftler von möglicherweise bis zu über 1.700 Infektionen allein in Wuhan aus. Dort liegt der Ursprung des Virus, das sich von einem Markt für Fisch, Wild und Meerestiere verbreitet haben soll. Seit Anfang des Jahres ist der betroffene Huanan-Markt geschlossen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters sollen Verwandte betroffener Patienten von den Behörden angehalten worden sein, nicht mit Medien über das Virus zu sprechen und auch keine Infos online zu verbreiten.
Klima der Verunsicherung
In einem Klima der Verunsicherung sind viele Nutzer auf den sozialen Netzwerken besorgt, ob sie ausreichend über den Virus-Ausbruch informiert werden. „Ich hoffe, dass die Regierungsnachrichten aktuell und wahr sind“, schreibt ein User auf Weibo, dem chinesischen Facebook.
Li Gang, Direktor des Zentrums für Seuchenkontrolle in Wuhan
Ein anderer meint: „Das Chinesische Neujahrsfest steht vor der Tür. Ich frage mich, ob jeder genug auf sich aufpassen kann.“
Am Freitag reisen die meisten Chinesen zum Frühlingsfest zu ihren Familien in ihre Heimatdörfer. Es ist eine weltweit einmalige logistische Herausforderung: 400 Millionen Menschen werden per Bus, Bahn und Flugzeug unterwegs sein. Ausgerechnet Wuhan ist ein zentraler Transportknotenpunkt zwischen den Städten an der Ostküste und dem Hinterland.
In Japan und Thailand wurden schon insgesamt drei Ansteckungen bestätigt. Die Betroffenen sollen aus Wuhan angereist sein.
Passagiere aus Wuhan werden überprüft
In den USA hat das Zentrum für Seuchenkontrolle- und Prävention an drei Flughafen über 100 Mitarbeiter entsandt, um die Gesundheit ankommender Passagiere aus Wuhan zu überprüfen. Zuletzt wurde solche Maßnahmen beim Ebola-Ausbruch 2014 eingeleitet.
In China ruft das Coronavirus böse Erinnerungen wach, schließlich vermuten einige Wissenschaftler eine Verwandtschaft des Virus zu Sars. Die Pandemie aus dem Jahre 2002/03 gilt als schwerwiegendste ihrer Art. Damals kamen knapp 800 Menschen innerhalb kürzester Zeit ums Leben – vor allem in China.
Doch auch im benachbarten Inselstaat Taiwan löste Sars eine Panik aus, wie sich die 30-jährige Karen Chen aus der Hauptstadt Taipeh erinnert: „Wir mussten in unserer Schule damals täglich unsere Körpertemperatur mitteilen – aus Angst, wir könnten das Virus in uns tragen“, sagt die Angestellte einer PR-Firma.
Chinas staatliche Behörden wurden damals für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht, weil sie nicht rechtzeitig genug Quarantänemaßnahmen getroffen hatten.
In China grassiert zudem bereits seit Monaten die Afrikanische Schweinepest, die als größte Krise der Tiergesundheit gilt. Das Reich der Mitte ist der weltgrößte Schweinefleischproduzent. Von 770 Millionen Zuchtschweinen weltweit werden 440 Millionen in China gehalten. Doch die Hälfte aller Bestände musste bereits getötet werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau