Fade Landtagspolitik in Bayern: Der bayerische Fels ist endlich weg

Nach einem Sturm drohte ein Felsbrocken auf eine Talstraße zu fallen. Welches bayerische Urgestein steckte bloß dahinter?

Vom Sturm entwurzelte Bäume liegen in einem Wald

Entwurzelte Bäume und mysteriöse Felsbrocken nach der Landtagswahl im Freistaat Foto: dpa

Es war die Breaking News im nebligen bayerischen Morgengrauen und im Münchner „Inforadio B5 aktuell“: „Drohender Felsabsturz oberhalb der Zufahrt nach Gerstruben!“ Jetzt muss man wissen, dass Gerstruben ein mit allen Wassern der Idylle gewaschenes oberallgäuisches Bergbauerndorf ist.

Und dass das Oberallgäu gleich hinter Kempten zwar zum Freistaat Bayern gehört, jedoch für den Regierungsbezirk Oberbayern, zu dem die „Weltstadt München“ zählt (Zitat ortseigenes Fremdenverkehrsamt), gefühlt ungefähr so weit weg liegt wie blühende Mandelbäume auf Mallorca. Oder so ähnlich.

Warum also Breaking News? Was war geschehen?

In einem dortigen lauschigen und hochgelegenen Nebental des Trettachtals hatte sich schon vor mehreren Tagen und während eines nächtlichen, arg fetten Sturms ein Felsbrocken mit einer Größe von rund fünf Kubikmetern und einem Gewicht von rund zehn Tonnen gelöst.

Ein gut bayerisch behördlicher Plan

Das Minimassiv mit einem Durchmesser von rund anderthalb Metern hing nun oberhalb der pittoresk gewundenen Zufahrtstraße von Oberstdorf nach Gerstruben und das lediglich an einem nicht seidenen, sondern stählernen Seil der sogenannten „Schutzwaldverbauung“.

Schwestern und Brüder, auf zur Sonne, auf nach Bayern: Diesen Artikel lest Ihr/lesen Sie im Rahmen des weißblauen Sonderprojektes der taz zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern. Unter der zünftigen Federführung des Obermünchners Andreas Rüttenauer haben sich nur die besten bayerischen Kräfte der taz an die Recherche gemacht: alle Texte. Ein Prosit auf Sie und auf uns!

Jederzeit hätte der mysteriöse Fels sich lösen können und Kraftfahrzeugfahrer sowie andere unschuldige Menschlein unter sich begraben und völlig zertrümmern können. Deshalb der gut bayerisch behördliche Plan, den Stein in den Griff zu bekommen.

Am Montag früh Schlag sieben Uhr war es dann so weit: Der mysteriöse Felsbrocken wurde durch starke Mitarbeiter der Kemptener „Fachstelle für Schutzwaldmanagement“ und im Co-Working mit Angestellten der Kommunalen Dienste Oberstdorf „kontrolliert abgelassen und an geeigneter Stelle gesichert“.

Nicht zu vergessen wären da auch noch die tatkräftigen Mithelfer der „Rechtler Oberstdorf“, die mit Rechts gar nichts zu tun haben, sondern historisch verbriefte Landrechte in der Region besitzen oder besaßen.

Was steckt hinter dem mysteriösen Mineral?

Doch zurück zur Sicherung des mysteriösen Teils: Wie Klaus Dinser, seines Zeichens Abteilungsleiter des bayerischen Staatsamtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Außenstelle Immenstadt, der taz gegenüber am Montag berichtete, „ist der Einsatz schon fertig und rundum positiv verlaufen“.

Der mysteriöse Stein löste sich, laut Dinser, „nachdem sämtliche in dem Bereich liegenden Schutzwaldverbauungen abgebaut wurden. Er ist dann, so Dinser weiter, „mit einem gewaltigen Rumms auf die darunterliegende Straße gerollt“. Da liegt der Brocken jetzt, „und wird zeitnah abtransportiert“.

Bleibt die Frage: Wer oder was steckt bloß hinter diesem mysteriösen Riesenmineral?

Hier aber kommt tatsächlich nur einer in Frage. FJS. Leibhaftig. Franz Josef Strauß ist es, der Montagfrüh als Urgestein zurückgekehrt ist in die nun recht fad sich darstellende bayerische Landespolitik.

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