Facebooks Algorithmen werden geprüft: Diskriminierung im System
Der Internetkonzern Facebook will untersuchen, ob seine Algorithmen rassistisch diskriminieren. Dabei ist längst bekannt, dass sie das tun.
Die Erkenntnis, dass Algorithmen diskriminieren, ist nicht neu oder überraschend. Schließlich sind lernende Maschinen vollständig abhängig von menschlichem Input und der ist ganz offensichtlich nicht vorurteilsfrei.
Eine Gesellschaft, geprägt von Ungleichheit und den darauf basierenden vielfältigen Formen der Benachteiligung, wird bei ungesteuerter Beobachtung und der Verarbeitung der so gewonnenen Daten in kalten Rechenoperationen immer die Algorithmen bekommen, die sie verdient. Die werden dann in Suchmaschinen, sozialen Medien, bei der Schufa oder polizeilicher Gesichtserkennung ohne permanente Korrekturen vorhandene Stereotype und Vorurteile perpetuieren und verstärken.
Dass Facebook nun laut einem Bericht des Wall Street Journal eine Taskforce einrichtet, die untersuchen soll, ob es überhaupt einen racial bias in den eigenen Algorithmen gibt, kann da nur verwundern. Interessant wäre doch lediglich die Frage, wie genau die selbstlernende Werbemaschine des Konzerns beispielsweise Rassismus trainiert und welche Gegenstrategien möglich sind. Vor allem, wie die dann nicht zu sehr mit dem Geschäftszweck der Plattform kollidieren. Der besteht schließlich darin, Menschen zu kategorisieren und zu hierarchisieren, um zielgenau Werbung platzieren zu können, die dann wiederum jede nur denkbare Stereotypisierung reproduziert.
Glaubt man bei Facebook tatsächlich die eigene Propagandalüge von der vorurteils- und diskriminierungsfreien Plattform, dann können rassistisch operierende Algorithmen natürlich nur ein zufälliger Fehler sein. Das wird eine schöne Überraschung, wenn diese Fehler auch nach erfolgter Untersuchung wieder und wieder auftreten. Und das werden sie ganz sicher.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Habeck fordert Milliardärssteuer
Wer glaubt noch an Robert Hood?
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Mehr Zugverkehr wagen
Holt endlich den Fernverkehr ins Deutschlandticket!
Vorteile von physischen Spielen
Für mehr Plastik unterm Weihnachtsbaum
Gründe für das Aus der SPD-Kanzler
Warum Scholz scheiterte