„Facebook News“ startet in Deutschland: Mini-„New Deal“ im Journalismus
Facebook startet sein journalistisches Angebot „News“ in Deutschland. In besonderer Rolle dabei ist der Springer-Verlag. Visionär ist das nicht.
„Facebook News“ hat nichts zu tun mit dem bekannten „Newsfeed“, sondern ist ein Extrabereich in der Facebook-App, wo Nutzer*innen künftig eine Auswahl an journalistischen Inhalten finden. Das Angebot gab es zuvor schon in den USA und in Großbritannien. Facebook will mit diesem digitalen Nachrichtenbereich das Image abstreifen, eine Schleuder für Lügen und Verschwörungsmythen zu sein. Abgebildet werden können alle Medien, die bestimmte Qualitätsstandards einhalten. Ein Kreis von Partnermedien kann zudem über die Auswahl ihrer Inhalte bei Facebook mitbestimmen.
Beim Start gehören dazu die Südwestdeutsche Medienholding, Spiegel, Zeit, FAZ, die Zeitungen der Verlagsgruppen Ippen und Funke sowie die taz*. Facebook untersagt den beteiligten Verlagen vertraglich, Angaben über die Vergütung zu machen. Facebook will sich die internationale Erweiterung von „News“ in den nächsten drei Jahren insgesamt eine Milliarde Dollar kosten lassen.
Auch Springer wird mit „Facebook News“ kooperieren. Und nicht nur das – die Springer-Tochterfirma Upday wird auch diejenige sein, die die Auswahl der Texte in Deutschland kuratiert. Upday betreibt bisher ein News-Angebot auf Samsung-Geräten und kuratierte „Facebook News“ schon in Großbritannien. Facebook betont, dass jedoch nicht Upday bestimme, welche Artikel hervorgehoben werden – sondern Facebook selbst.
Es profitieren die größten Player
Der Springer Verlag hatte sich lange zurückhaltend gezeigt, was eine Kooperation mit „Facebook News“ angeht. Springer-Vorstand Mathias Döpfner bevorzugte es, für ein Leistungsschutzrecht zu lobbyieren, bei dem Facebook pro Text Tantiemen zahlen würde.
Für Facebook ist „News“ deshalb auch mehr als eine Aktion gegen Fake News. Der Konzern will durch Investitionen in Journalismus verhindern, dass er gesetzlich gezwungen wird, Verlage für ihren Journalismus zu bezahlen. Entsprechende Anläufe gab es zuletzt mehrfach – neben dem Leistungsschutzrecht auch den Versuch der australischen Regierung Anfang des Jahres, die Plattformen zu einer Medienabgabe zu verpflichten.
„Facebook News“ kann also als Entgegenkommen gewertet werden. Letztlich bleibt es aber eine Minimallösung, von der vor allem die größten beteiligten Konzerne profitieren: Facebook, Springer sowie in Australien der Marktführer News Corp aus dem Murdoch-Imperium.
Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise des Journalismus sind diese Ansätze wenig visionär: Eine Art journalistischer Mini-„New Deal“ nach den Bedingungen der Plattformen, sowie mit dem Leistungsschutzrecht eine Art altbackene Kopiergebühr. Eine Presseförderung, die den Anforderungen einer digitalisierten Welt gerecht würde, ist dagegen nicht in Sicht. Eine solche würde – staatsfern und unabhängig von den größten Playern – einen Fonds einrichten, in den einzuzahlen man auch Profiteure wie Facebook verpflichten könnte.
* Anmerkung der Redaktion: Die taz testet die Kooperation mit Facebook und lässt im September in der Genossenschaft darüber abstimmen, ob sie weitergeführt wird.
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