FDP-Spitzenkandidat Brüderle: Von Fuzzis und Machos
Die FDP hat Rainer Brüderle zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl gekürt. Parteikollege Kubicki bespaßte den Parteitag in Berlin mit Herrenwitzen.
BERLIN taz | FPD-Fraktionschef Rainer Brüderle wurde am Sonntagmittag per Akklamation zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im September gekürt. Seine Rede begann staatstragend. Das „Streben nach Glück", sein Leitmotiv, dürfe nicht staatlich verordnet werden.
Ruhiger und vorsichtiger als sonst lobte er die liberale Politik der letzten Jahre („Export-, Wohlstands- und Wirtschaftswunder") und die heilende Wirkung für die Union („Uns hat der Himmel geschickt"). Der große Wurf war die Rede nicht, Brüderle verharrte eine gefühlte Ewigkeit bei den Themen Steuern und Europolitik.
Zu seiner alten kämpferischen Form fand er erst später zurück, sprach von Bomben und Wohlstandsvernichtungswaffen, griff SPD und Grüne scharf an, um ganz am Ende seiner Rede die Delegierten, die zwischenzeitlich eher müde klatschten, als begeistert an seinen Lippen hingen, wieder mitzureißen. „Sie können uns beschimpfen, uns bewerfen aber wir lassen uns nicht beugen“, schrie er. „Wir überlassen diesen Fuzzis nicht unser Land. Auf in den Kampf!“.
Minutenlanges Gejohle
Für herrenwitzartige Begeisterung sorgte der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki am späten Samstagabend bei seiner Bewerbungsrede für einen Präsidiumsposten. Eher zufällig thematisierte er die Sexismus-Debatte um Rainer Brüderle. „Wir müssen ja heute aufpassen, was wir sagen. Ich habe gesehen, Frau Himmelreich ist auch hier", sagte er.
Die Delegierten johlten und pfiffen minutenlang. Die Stern-Journalistin Laura Himmelreich hatte Brüderle im Januar in einem großen Porträt sexistisches Verhalten vorgeworfen.
Kubickis Äußerungen nahm sie regungslos zur Kenntnis. Später redeten beide miteinander. Entschuldigt habe er sich nicht bei ihr, sagte Kubicki der taz. Dafür habe es auch keinen Grund gegeben.
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