FC Bayern meidet den BER: Thomas Müllers Propellerfrisur

Was haben die Bayern mit Friedrich Merz gemeinsam? Beide lieben den Provinzflughafen Schönhagen. Die Bayern wohl auch als Rache für eine Zwangspause.

Bayernspieler Thomas Müller

Eine Frisur aus dem Münchner Tatort oder vom Propellerwind? Foto: Reuters

Wenn es wirklich so ist, dass der Klügere nachgibt, dann ist der FC Bayern ein Dummerl. Erst machte sich Thomas Müller, dessen Frisur immer mehr der des Batic aus dem „Tatort“ ähnelt, nach dem 4:1 am Sonntag über die löchrige Abwehr von Hertha BSC lustig. Und dann verweigerte der FC Bayern dem Hauptstadtflughafen auch noch seine Ehrerbietung. Statt vom BER traten Kicker und Tross ihren Rückflug nach München von Schönhagen an!

Schönhagen? Nicht-Planespottern sei gesagt, dass das ein Ortsteil der Stadt Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming ist. Größter Arbeitgeber ist der Flughafen mit rund 50.000 Flugbewegungen im Jahr. 40 Unternehmen, 300 Arbeitsplätze. Als im Lockdown der Linienflugverkehr ruhte, boomten die Geschäftsflieger und mit ihnen die sogenannten Verkehrslandeplätze. So was spricht sich natürlich rum.

Auch Friedrich Merz, Unternehmer, CDU-Vorsitzender und als „Normalverdiener“ mutmaßlich Eigentümer eines Privatjets, soll das Flughaferl vor den Toren Berlins liebgewonnen haben. Ist halt familiärer als so ein Großstadtairport. Schließlich kommt der Mann aus dem Sauerland.

Gestartet in Oberpfaffenhofen

Der FC Bayern kommt aus München. Am Wochenende waren die Bayern aber in Oberpfaffenhofen gestartet. Noch so ein Dorfflughafen, in den sich Friedrich Merz verlieben könnte, wäre er nicht CDU-, sondern CSU-Vorsitzender. Zwei Propellermaschinen brachten den Rekordmeister von Oberpfaffenhofen nach Schönhagen und wieder zurück. Klingt eher nach Kreisklasse als nach Bundesliga.

Offiziell begründeten die Bayern die Entscheidung mit dem Zeitgewinn. Zwar dauert die Fahrt von Schönhagen zum Olympiastadion 50 Minuten und damit 20 Minuten länger als vom BER. Aber in Schönhagen könne der Mannschaftsbus direkt aufs Rollfeld fahren, hieß es vom deutschen Rekordmeister, der wohl insgeheim hofft, dass andere dem Beispiel folgen – und dem BER einen Imagekratzer verpassen.

Denn in Wirklichkeit hat der FC Bayern mit dem BER noch eine Rechnung offen. Vor knapp einem Jahr gastierte er schon einmal bei der Hertha. Es war ein Freitagabendspiel, der Anpfiff war um 20 Uhr. Ein knappes Match war es, die Bayern gewannen 1:0. Knapp war auch der Zeitplan der Bayernbosse. Gleich im Anschluss sollte es zur Klub-WM nach Katar gehen, Geld scheffeln und Menschenrechte mit Füßen treten, wie man das halt so macht als Branchenprimus.

Doch der BER machte dem einen Strich durch die Rechnung. Wegen der langen Nachspielzeit kamen die Bayern zu spät zum Flughafen. Und da war Schluss. Sieben Stunden lang mussten Spieler, Trainer und Betreuer in der Maschine ausharren. Wegen des Nachtflugverbots hatte der Tower keine Startgenehmigung erteilt. Es ging um drei Minuten. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fühlte sich „verarscht“.

Eine Retourkutsche

Eine Retourkutsche also. In Schönhagen gibt es übrigens kein Nachtflugverbot. Und während der BER bei den Bayern als „Bayern, Ende einer Reise“ in die Geschichte eingehen könnte, ist Schönhagen mit seiner Kennung EDAZ eher „Ergebenster Diener aller Zeiten“.

Ach ja, vielleicht rührt Thomas Müllers Frisur ja nicht vom „Tatort“, sondern vom Propeller. Und gut, dass er in Schönhagen nicht den Friedrich Merz traf. Der hat zwar keine propellertaugliche Mähne, dafür aber die Bayern auf dem Kieker. Zwischenzeitlich hatte er ein Spielverbot für den Impfverweigerer Kimmich gefordert.

Fußball ist politisch. Reisen auch.

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