FC Bayern München: Ausgerechnet der!
Der FC Bayern sieht sich nach dem Sieg gegen den BVB als Herrscher über den deutschen Fußball. Es gibt nur noch ein Problem: die prominenten Bankdrücker.
MÜNCHEN taz | Der Präsident war schwach, und er war ratlos. „Ich weiß nicht, wie ich das Spiel überleben soll“, hatte Uli Hoeneß vor der Partie gegen Borussia Dortmund gesagt. Drückte ihn etwa der BVB-Alb? Die gefühlten 700 Jahre ohne Sieg gegen die schwarz-gelben Ruhrpottler? Die zwei geklauten Meisterschaften in Serie samt DFB-Pokal? Ach was!
Eine schnöde Erkältung hat den Präsidenten des FC Bayern in ihre Gewalt gebracht, und so klang er etwas heiser, als er sich nach dem Spiel bei seinem Team für die Linderung der Seelenschmerzen bedankte: „Die Mannschaft hat es mir leicht gemacht, weil sie super Fußball gespielt hat.
In der ersten Halbzeit war das teilweise perfekter Fußball. Besser geht’s nicht.“ Und weil Uli Hoeneß eben Uli Hoeneß ist, legte er noch ein paar Sätze nach: „Die Vormachtstellung im deutschen Fußball haben wir wieder. Die deutschen Verhältnisse sind geklärt.“ Bäm! Verstanden, Dortmund? Ihr seid wieder raus, wenn’s künftig ums Titelverteilen geht!
Was haben die Bayern an diesen Dortmundern zu knabbern gehabt in den vergangenen zwei Jahren! Krachende Niederlagen, erschütternde Chancenlosigkeit, herbe Schwindelanfälle bei den Hochgeschwindigkeitsdribblings all der Götzes und Reusens, die sich zuvor selbstbewusst der Münchner Avancen erwehrt hatten.
Das fluchlösende 1:0
Und weil Uli Hoeneß ein grundehrlicher Mensch ist, gab er all das auch zu: „Wir haben einiges dafür getan, wieder ganz vorne zu sein. Dortmund hat uns richtig gefordert. Für uns ist es gut, dass es so einen Verein gibt. Das hat uns auf eine neue Stufe gehoben. Wir mussten uns steigern, sehr viel investieren.“ Siehe Sammer, siehe Martinez, siehe Guardiola.
Aber nach dem fluchlösenden 1:0 am Mittwochabend und dem Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals (Auslosung am Samstag) ist ja nun erst mal alles wieder gut. Dass Arjen Robben in Minute 42 den entscheidenden Schlenzer losließ, gehört klar in die beliebte Kategorie der Ausgerechnet-der-Treffer: ausgerechnet der ungeduldigste aller Münchner Bankdrücker, ausgerechnet der Mann, der im Vorjahr diesen Elfmeter gegen den BVB verballert hat!
Und so ließ sich der Holländer prompt ein bisschen vom eigenen Pathos wegreißen: „Ich bin jetzt 29 Jahre alt – das sind die Treffer, von denen man träumt. Wenn man in einem Spiel zweier so starker Mannschaften das entscheidende Tor schießt, darf man schon ein bisschen stolz sein. Aber als der Ball den Fuß verließ, wusste ich schon: Der geht rein.“
Viel Spaß, Herr Heynckes!
Wer allerdings am Sonntag bei der TSG Hoffenheim ins Team reingeht, wenn der im Pokal gesperrte Franck Ribéry wieder mitspielen darf, das ist noch offen. Für Robben ist das indes keine Frage: „Es gibt keinen Grund, warum ich nicht spielen sollte.“ Tja, viel Spaß, Herr Heynckes!
Bleibt die Frage, wie unschlagbar dieser FC Bayern des Jahrgangs 2012/13 denn nun ist. Weder der Spielbetrieb in Bundesliga oder DFB-Pokal wird diese Frage beantworten können. Bleibt die internationale Bühne, wo nach der nächsten Runde zumindest ein paar satisfaktionsfähige Kandidaten übrig bleiben werden, unter anderem auch ein schwarz-gelber Verein aus dem Ruhrpott.
Dessen Trainer Jürgen Klopp meinte noch in Richtung des erkälteten Bayern-Bosses: „Die Bayern sind doch die Einzigen, die diese Kräfteverhältnisse interessieren. Wir befinden uns weiter in einer Entwicklung und die ist nicht so schlecht.“ Und weil Jürgen Klopp Jürgen Klopp ist, konnte und wollte er sich einen weiteren Stich ins holde Glück des FC Bayern München nicht verbeißen: „Mich würde interessieren, wo Mario Gomez nächstes Jahr spielt oder Arjen Robben. Ein zweites Jahr werden die so sicher auch nicht mitmachen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind