piwik no script img

Extremwetter-KongressDie Großstädte werden heiß

Besonders die Städte werden unter den zunehmenden Wetter-Extremen leiden: Temperaturen über 25 Grad nehmen zu, nachts kühlen sie sich weniger ab.

800 Experten diskutieren bis Samstag, was auf die Menschen zukommt. Bild: Andrew E. Larsen – Lizenz: CC-BY-ND

BERLIN taz | Sturmtief "Xynthia" wird Europas größten Versicherungskonzern vermutlich bis zu 300 Millionen Euro kosten. Wie die Allianz am Donnerstag mitteilte, hat der Wintersturm, der am vergangenen Wochenende über West- und Mitteleuropa tobte, Schäden in Höhe von 3 Milliarden Euro angerichtet.

"Emma", "Paula" "Kyrill" - "Xynthia" reiht sich nahtlos in die Liste von Winterstürmen ein, die in den letzten zehn Jahren in Europa wüteten. Mit solch extremen Wetterereignissen befasst sich seit diesem Donnerstag der Extremwetterkongress in Bremerhafen, der zum fünften Mal Klimatologen, Meteorologen und Praktiker wie Katastrophenschützer oder die Versicherungswirtschaft zusammenbringt. 800 Experten diskutieren bis Samstag, was auf die Menschen zukommt - und wie man sich am besten darauf einrichtet.

"Die weltweit erhobenen Wetterdaten zeigen, dass der Januar 2010 einer der wärmsten war, den es je seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gab", erklärt Uwe Ulbrich, Direktor des Instituts für Meteorologie an der Freien Universität Berlin. Und aus der steigenden Globaltemperatur ergäben sich steigende Gefahren: "Warme Luft ist in der Lage, mehr Wasser zu speichern, und Wasser ist ein Träger der Energie."

Mehr gespeicherte Energie bedeutet wiederum eine erhöhte Zerstörungskraft. "Im Mittel zeigen unsere Modellrechnungen, dass wir - eine steigende Erderwärmung zugrunde gelegt - künftig mit 30 Prozent mehr Schäden in Mitteleuropa rechnen müssen", so der Berliner Sturmwissenschaftler. Es müsse sich ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass eine Anpassung an Klimaänderungen wichtig ist.

Besonders die Städte werden unter zunehmenden Extremen leiden. So werde etwa die Zahl der Tage mit Temperaturen über 25 Grad Celsius den Prognosen zufolge in den Metropolen deutlich steigen, sagte Paul Becker vom Vorstand des Deutschen Wetterdienstes. Zugleich würden die Städte nachts weniger abkühlen, was sich gesundheitlich auf die Bewohner auswirke. Beckers Schluss: Da die Hälfte der Deutschen in Städten lebe, müssten diese unbedingt mehr für den Klimaschutz tun, aus eigenem Interesse.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • HW
    Hans Wenzel

    Ach ja ein Kongress in einer Stadt weit weg.So weit weg das der Name eigentlich egal ist. War halt nicht in Berlin. Nein der Kongress war in BremerhaVen. So sind se am Rand der bewohnbaren Welt, ob Cux-, Wilhelms- oder BremerhaVen.

  • J
    Jens

    Zweifellos hat die Klimaerwärmung auch unangenehme Auswirkungen auf Mitteleuropa. Etwa steigende Temperaturen, extremere Wetterereignisse (Trockenperioden, Stürme, Überschwemmungen, Ansteigen des Meeresspiegels). Viele Europäer denken und leben dennoch im Gefühl, alles sei unter Kontrolle.

     

    Bei globaler Betrachtung stellt sich die Lage leider viel düsterer da. So ist z.B. ein Meeresspiegelanstieg um ein paar Zentimeter für das reiche Europa ärgerlich - aber ein noch durchaus lösbares Problem.

    Nicht so im dicht besiedelten Indien und Südostasien. Dort geht es dann schnell um das nackte Überleben. Die dann zu erwartenden Flüchtlingströme würden warscheinlich auch von EU Grenzen nicht zu stoppen sein. Und das bis dahin so fern erscheinende Problem ist auf einmal ganz nah.

     

    Deshalb und auch wegen des Verursacherprinzips müssen die Industrienationen alles mögliche Unternehmen, um die Auswirkungen des Treibhauseffekts zu begrenzen. Kleingeistge und egoistische Denkweisen sind hier fehl am Platz - denn ob wir es wahr haben wollen oder nicht: Wir sitzen alle im selben Boot.

  • PH
    Peter Hansen

    Temperaturen ueber 25 Grad, auch Nachts sind gar kein Problem, lebe schon seit einigen Jahren in den Tropen, verwende keine Klimaanlage und es geht ohne Probleme. Alles eine Frage der Gewoehnung. Gesund alt werden geht auch wenn das Thermometer hoehere Werte anzeigt.

  • K
    Karl

    Dicht bebaute Komplexe leiden wegen mieser Konzepte sowieso schon!

     

    Schlechte Isolierung, keine ausreichenden Grünflächen

     

    kein Wärmeflussmanagement....

     

    Und dazu werden die Frichluftschneisen, über welche ein Wärmeaustausch möglich wäre, auch schon gerne mal zugebaut.

     

    Kein Triumph tomanischer Ing.-Kunst!

     

    Karl

  • V
    vic

    Eigentlich müßig darüber zu berichten.

    Die Vereinigung der Klimaskeptiker wird das ohnehin wieder als Hirngespinst grüner Deppen abtun.

    Es war ja schon immer so, außerdem war der Winter kalt und Schnee gab´s auch...

    Diese Leute stehen wie das Reh auf der Autobahn und glotzen in die Scheinwerfer. Sowohl in Sachen Klimaveränderung als auch bei der Gefahr durch Atomkraftwerke und deren Abfall.

    Die weltweiten und schweren Verwüstungen durch Stürme, steigende Meerespegel und Überflutungen, Erdrutsche, Erdbeben und Vulkane, daraus folgende Tsunamis.

    Was geht uns Mitteleuropäer schließlich das Leid ferner Länder an...

    Noch spüren wir das alles nicht genug am eigenen Leib.