Ex-Fifa-Generalsekretär 12 Jahre gesperrt: Jerôme Valcke ist raus
Hinter der Fassade von Blatters rechter Hand, Jerôme Valcke, versteckt sich ein knallharter Geschäftsmann. Der Ethikrat belegte ihn nun mit zwölf Jahren Sperre.
Die ehemals rechte Hand des ebenfalls gesperrten FIFA-Chefs Joseph Blatter war im Oktober provisorisch gesperrt und im Januar von seinem Amt entbunden worden – zu drückend war die Beweislage gegen den 55-Jährigen. Die Ethikkommission sah es nun als erwiesen an, dass Valcke sich gleich mehrerer ethischer Vergehen schuldig gemacht habe. Dafür muss er nun mehr als 90 000 Euro Geldstrafe zahlen.
So soll Valcke illegale Ticketgeschäfte für die WM 2014 geduldet und befördert haben. Zudem wurde ihm massiver Missbrauch bei Reiseabrechnungen zur Last gelegt. „Rein aus touristischen Gründen“ habe Valcke Reisen der FIFA in Rechnung gestellt oder Privatflieger genutzt – für sich selbst und seine Angehörigen.
Ein dritter Verstoß wiegt nicht minder schwer und manifestiert den Verdacht handelsüblicher Geschäftspraktiken im System Blatter bei der FIFA. Laut Ethikkommission habe Valcke versucht, die TV-Rechte für die WM 2018 und die WM 2022 in der Karibik weit unter Wert zu verkaufen.
„Starke Leute holt man zurück“
Dies wird für Turniere früherer Jahre auch Blatter vorgeworfen. Im Mittelpunkt steht dabei der ehemalige FIFA-Vize Jack Warner aus Trinidad und Tobago als Begünstigter der TV-Deals. Valcke hat diese Praktiken offenbar auch ohne den lebenslang gesperrten Warner fortzuführen versucht.
Im Zuge der Skandalaufarbeitung soll Valcke zudem versucht haben, Beweismaterial zu vernichten. Damit hat der Top-Manager und ehemals wichtigste FIFA-Angestellte gleich gegen sieben Artikel des FIFA-Ethikcodes verstoßen.
Die Karriere Valckes beim Weltverband war schon immer reich an Anekdoten wie an Verdachtsmomenten. Slapstickartig war seine Panne bei der Auslosung zum Confederations Cup 2013 in Brasilien, als er nicht merkte, dass die Losfee durch einen Griff in den falschen Topf alles durcheinander brachte.
Flehentlich wandte er sich an Blatter im Publikum, doch der konnte auch nicht helfen. Ein Herz auf der Zunge brachte ihm auch Kritik ein, als er den Brasilianern wegen schleppender WM-Vorbereitungen undiplomatisch einen „Tritt in den Arsch“ verordnete.
Dass Valcke zum Generalsekretär aufstieg, war dubios. 2006 war er als Marketingdirektor entlassen worden, weil er dem Weltverband durch einen Vertragsverstoß mit einem Kreditkartenunternehmen eine Strafe von rund 90 Millionen Dollar einbrachte. Ein halbes Jahr später war er auf Wunsch Blatters in höherer Funktion wieder da. „Starke Leute holt man zurück“, sagte Blatter damals.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!