Ex-68er Tom Hayden gestorben: Ein Radikaler und Realist

Tom Hayden war einer der bekanntesten 68er in den USA. Nun ist der Bürgerrechtler und Politiker im Alter von 76 Jahren verstorben.

Ein Mann sitzt an einem Tisch, vor ihm liegt ein Buch

Umstritten: Hayden reiste mit seiner damaligen Frau Jane Fonda nach Nordvietnam und kam mit drei Kriegsgefangenen zurück. Foto: ap

Als junger Mann ging Tom Hayden an Orte, die für weiße Mittelschichtsamerikaner tabu waren: Der 1939 Geborene protestierte mit schwarzen BürgerrechtlerInnen in den Südstaaten als „Freedom-Rider“ gegen die Rassentrennung.

Später schrieb Hayden das Manifest der US-Studentenbewegung und war Mitorganisator der Demonstrationen gegen den Parteitag der Demokraten in Chicago 1968, bei dem die Polizei brutal in die Menge knüppelte. Im anschließenden Verfahren gegen die „Chicago Eight“ wurde auch er angeklagt.

Von einer Reise nach Nordvietnam, die er mit seiner damaligen Frau, der Schauspielerin Jane Fonda, unternahm, kam Hayden mit drei Kriegsgefangenen zurück, die der Vietcong als Geste an die US-Antikriegsbewegung freigelassen hatte. US-Militärs in Saigon nannten sie „Opfer von Gehirnwäsche“. Für konservative Vietnam-Veteranen blieb Hayden ein Verräter.

Später verbrachte der Ex-68er Jahrzehnte als demokratischer Politiker in Kalifornien. Den Sprung nach Washington schaffte er nie, stattdessen konzentrierte er sich in der Hauptstadt Sacramento auf die gesetzgeberischen Aspekte der großen Themen seines Lebens: die Umwelt, die Bildung, die „partizipatorische Demokratie“ und den Kampf gegen den Rassismus und den Krieg.

Seinen letzten großen und kontroversen Auftritt hatte Hayden am Anfang dieser Präsidentschaftswahlen. Nachdem er ursprünglich den demokratischen Sozialisten Bernie Sanders unterstützt hatte, schwenkte er kurz vor den Vorwahlen in Kalifornien zu Hillary Clinton um. Erstmals war er ihr in den frühen 70er Jahren auf dem Campus der Universität Yale bei Black-Panther-Protesten begegnet. Damals trat sie für Lösungen im Inneren des Systems ein, er für eine Revolution. Im Frühling 2015 schrieb Hayden, dass die USA mit Clinton eine „weitere Kriegspräsidenz“ bekommen werden, doch Sanders’ Forderungen nannte er „unrealistisch“. Mit seinem Aufruf in The Nation handelte der alte Mann sich eine Flut von bitteren Protesten von linken DemokratInnen ein.

Tom Hayden starb vergangenen Sonntag im Alter von 76 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

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