: Europas Fußballverband flieht nach vorn
■ Die Uefa lehnt eine neue europäische Superliga strikt ab, will aber den Topklubs entgegenkommen und ihren Europacup reformieren
Genf/Hamburg (dpa) – Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hat den Grundstein für die Reform ihrer internationalen Klub-Wettbewerbe als Alternative zu den Europaliga-Plänen einer privaten Investorengruppe gelegt. Bei ihrer ersten Zusammenkunft beschloß die neugegründete Uefa-Kommission Berufsfußball unter Vorsitz des Italieners Antonio Matarrese, daß man sich nicht an den milliardenschweren Plänen einer European Football League (EFL) beteiligen werde. Statt dessen setzte die Fachgruppe mit Vertretern aller führenden europäischen Profi- Ligen drei Eckpfeiler für die Erneuerung eigener Strukturen: Der Uefa-Cup und der Europapokal der Pokalsieger werden demnach zu einem Wettbewerb verschmelzen. In der Champions League soll mehr Geld ausgeschüttet werden. An den Kriterien einer sportlichen Qualifikation will die Uefa aber nicht rütteln, es sollen jedoch Möglichkeiten für eine Härtefallregelung erörtert werden.
Die neugegründete Kommission präsentierte sich in Genf nicht nur beschlußfreudig, sondern steckte zugleich einen engen zeitlichen Rahmen für die Umsetzung ihrer Pläne ab. Spätestens zum Jahresende soll die Reform beschlossene Sache sein, damit sie zur Saison 2000/2001 realisiert werden kann. Am kommenden Samstag wird von der Uefa-Exekutive, der auch DFB-Präsident Egidius Braun angehört, eine generelle Zustimmung für die Reformbestrebungen erwartet. Schon in der kommenden Woche soll sich dann eine Arbeitsgruppe mit der Neustrukturierung der Champions League befassen.
Das EFL-Projekt der Londoner Agentur Media Partners wurde von dem Uefa-Gremium als unsportlich und unseriös bezeichnet. Der Kontinentalverband vermutet hinter diesem offenbar von der US-Investmentbank J.P. Morgan unterstützten Projekt weiterhin die Medienriesen Berlusconi, Murdoch oder Kirch. Matarrese verdeutlichte in Genf, daß man den an den EFL-Plänen interessierten Klubs nicht mit Konsequenzen drohen, sondern statt dessen „Überzeugungsarbeit“ leisten wolle. Bereits heute werden Uefa- Vertreter und Klub-Funktionäre in direkten Kontakt treten, wenn um 17 Uhr in Monte Carlo die Auslosung zur Champions League auf dem Programm steht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen