Auf Du und Du mit dem Semsteranfang
: „Etwas dröge“

■ Akademische Feier in der oberen Rathaushalle für ErstsemestlerInnen

Studienanfang in Berlin: Ein Hundehaufen dreht sich durch die Gummi-Räder des mitgenommenen Rollkoffers. Es folgt eine öde Einführungsveranstaltung an der Uni. Das Fazit: Eine nicht gerade herzliche Begrüßung für die hoffnungsfroh angetretene Studentin. Kai Hirsch dagegen, ein 23 Jahre alter Bauingenieur-Student im ersten Semester sollte es gestern besser haben: Er war mit weiteren 1.000 ErstsemesterlerInnen von der Hochschule Bremen zur akademischen Feierstunde ins Rathaus eingeladen.

Wer kann da schon nein sagen? Es konnten immerhin 700, denn nur rund 300 kamen. „Hörte sich auch etwas dröge an die Einladung – mit dem angekündigten jungen Brahms-Chor“, sagt Student Kai Hirsch. Dabei sollte den Eingeladenen doch ganz viel „Awareness“eingehaucht werden, sagt Ulrich Berlin, Sprecher der Hochschule. Denn das schaffe „Corporate Identity“für die Hochschule. Zu deutsch: Die Hochschule steht dann in der Öffentlichkeit irgendwie ganz toll da.

„Wir stehen auf Platz eins“und „Wir verbinden 200jährige Hochschultradition mit innovativem Denken“, sprach denn auch Konrektor Heinz Hermann zu den StudentInnen. „Internationalität ist unser Markenzeichen“, schloß er das Corporate-Identity-Finale: Wer hier studiert, der kann sich sehen lassen.

Damit diese Message auch hängenbleibt, war sogar eine Hochschulabsolventin als „Testimonial“(zu deutsch: Testperson) geladen. Aus dem Fachbereich Wirtschaft. Jetzt auf dem ersten Karriere-Ast – bei einer Firma, die „Folien wie Windel-Beutel oder Bonbon-Tüten produziert“. Und die eine Tochterfirma in Shanghai hat. Auf „ideale Möglichkeiten“sei sie in Bremen gestoßen, sagt sie. War in Peking, hat chinesisch gelernt. Das kam beim Chef gut an. Denn sie weiß jetzt, „worauf es bei den Chinesen ankommt“. Da schwieg die studentische Menge begeistert: Wer an der Hochschule Bremen studiert, der kann was werden – vor allem wohl im kunststoffproduzierenden Bereich.

Da war sogar der geladene Sozialstaatsrat Dr. Hans-Christoph Hoppensack (“ich spreche hier für den Bremer Senat“) „beeindruckt“. Leider ist er zum Studieren schon zu alt. Aber dafür weiß er Bescheid: „Als ich damals 1959 anfing, zu studieren“, „Wie sprach damals Kurt Lewin“(Student Kai will schon voreilig klatschen, um den Vortrag zu beenden). Aber: „die nachhaltige Entwicklung von Rio ist wichtig“und „als ich damals 1959 ... aber heute ist ja alles anders“(einer Studentin fallen die Augen zu). Da war auch diese Message klar: Wer überhaupt studiert, braucht für langatmige Vorträge eine Menge Sitzfleisch kat