Eskalierter Einsatz in der Hafenstraße: Verletzte vor der Vokü
Auf der Suche nach mutmaßlichen Dealern dringt die Polizei in die Hamburger "HafenVokü" ein. Anwohner:innen protestieren gegen das Vorgehen.
![Aufgebrachte Menschen und Polizei nachts vor einer Tür, die Polizei steht im Türeingang Aufgebrachte Menschen und Polizei nachts vor einer Tür, die Polizei steht im Türeingang](https://taz.de/picture/6315788/14/412426750-1.jpeg)
Auch in der Nacht zu Freitag saßen einige Gäste draußen auf dem eigens dekorierten Platz vor dem Gebäude. Die gute Stimmung verflog, als gegen Viertel nach zehn Polizist*Innen versuchten, in die Vokü zu gelangen. Zivilbeamte der Task Force zur Drogenbekämpfung wollen zuvor beobachtet haben, wie mehrere Personen, die sie des Drogenhandels bezichtigen, in die Lokalität gelaufen sind. Anwohner:innen versuchten, den Zugang zu verhindern. Ohne richterlichen Beschluss wollten sie die Polizei nicht hineinlassen.
Die Situation beruhigte sich kurz, bis die Polizei mit Funkstreifenbesatzungen aus verschiedenen Stadtteilen und Kräften der Landesbereitschaftspolizei zurückkehrte. Sie vermutete weiterhin verdächtige Personen im Gebäude, zog eine Polizeikette zwischen Gästen und Gebäude der “HafenVokü“. Dabei nahmen die Einsatzkräfte einen bis dahin unbeteiligten 48-Jährigen vorübergehend in Gewahrsam. Er soll laut Aussage der Polizei versucht haben, den Beamt:innen den Zugang zum Objekt zu verwehren.
Immer wieder Auseinandersetzungen
Mehr als 25 Polizist:innen versuchten zunächst, die Tür mit einem Brecheisen aufzubrechen, was jedoch misslang. Auch mit einem Schlüssel, der einer Person im Umfeld des Geschehens abgenommen worden war, versuchten sie sich Zugang zu verschaffen. Schließlich schlugen sie ein Fenster im Erdgeschoss ein. Ein Gast im Raum erlitt dabei eine Panikattacke und musste durch eine Rettungswagenbesatzung behandelt und in ein Krankenhaus gebracht werden.
Vor dem Lokal solidarisierten sich rund 30 Personen, die ihren Unmut über das Einschreiten der Polizei lautstark kundtaten. Laut der Pressestelle der Polizei verletzten sich während des Einsatzes auch zwei Polizist:innen leicht. Einen aktiven Angriff oder Ähnliches durch anwesende Personen gab es jedoch nicht. Um kurz vor Mitternacht endete der Einsatz, mit zerbrochenen Scheiben, einer Person im Krankenhaus und einer weiteren im vorübergehenden Gewahrsam. Von den Personen, die die Polizei im Gebäude vermutete, gab es nach alldem keine Spur.
Immer wieder kommt es an der Hafenstraße zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Seit sechs Jahren sind im Süden St. Paulis Polizist:innen der „Taskforce Betäubungsmittelkriminalität“ rund um die Uhr in Uniform oder zivil unterwegs. Das Gebiet ist ein sogenannter „gefährlicher Ort“, täglich kommt es zu verdachtsunabhängigen Kontrollen, bei denen die Polizei Taschen und Personalien kontrolliert. Seit einigen Jahren dokumentieren und begleiten Anwohner:innen die polizeiliche Maßnahmen, um auf rassistische Kontrollen und die Kriminalisierung der Nachbarschaft hinzuweisen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Zwei Todesopfer nach Anschlag in München
Schwer verletzte Mutter und Kind gestorben