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„Es kommt auf Inhalte an“

Die grüne Spitzenkandidatin Sibyll Klotz schließt eine Koalition mit der FDP nach den Wahlen nicht aus. Grüne wollen aber auf jeden Fall stärker als die Rexrodt-Partei werden

taz: Laut neuesten Umfragen gäbe es eine Mehrheit für ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP. Wäre eine solche Ampelkoalition für die grünen Wähler vermittelbar?

Sibyll Klotz: Die Vorstellung, mit der FDP zu koalieren, ist alles andere als behaglich. Günter Rexrodt ist die „Superexe“: Exsenator, Extreuhand, Exwirtschaftsminister. Er war der geistige Vater der Bankgesellschaft vor 1989. Die FDP hat nur saubere Hände, weil sie keine Chance hatte, sie sich schmutzig zu machen. Die FDP will zudem sechsspurige Autobahnen bauen und alles privatisieren, was noch in Landesbesitz ist.

Also schließen Sie eine Koalition mit der FDP aus?

Ich werde eine solche Koalition nicht ausschließen. Genauso wenig, wie ich eine Koalition mit der PDS ausschließe.

Was die PDS betrifft, so sind die inhaltlichen Gemeinsamkeiten mit ihr doch immerhin größer als die mit der FDP.

Das ist richtig. Auf der anderen Seite plädiert Herr Gysi plötzlich für eine Metropolenpolitik, die die reale Haushaltssituation überhaupt nicht berücksichtigt. Das ist etwas anderes als die PDS, die wir kennen, die mit Harald Wolf für einen entschiedenen Kurs bei der Haushaltskonsolidierung steht.

Wäre Ihnen eine Ampel mit der FDP lieber, als in der Opposition eine rot-rote Koalition vor sich herzutreiben?

Nach zehn Jahren Opposition weiß ich, dass man in der Regierung sehr viel mehr Einfluss hat als in der Opposition. Mit uns wird es jedenfalls keine sechsspurigen Autobahnen geben.

Was ist, wenn die FDP stärker wird als die Grünen?

Eine solche Konstellation schließe ich aus. Zwar ist die Stärke der FDP derzeit die Schwäche der CDU. Aber über mehr als sieben Prozent wird die FDP nicht kommen. Unser Stammwählerpotenzial liegt bei zehn Prozent. Das werden wir ausschöpfen.

Angenommen, die Grünen koalieren mit der FDP. Haben Sie keine Angst, dass die Wähler sie bei den übernächsten Wahlen abstrafen? Viele enttäuschte Grünenwähler könnten dann die PDS wählen?

Es kommt auf die Inhalte an, für die wir stehen. Da müssen wir deutlich machen, was unsere Leistungen im rot-grünen Senat sind, und verhindern, dass Everybody’s Darling Klaus Wowereit das auch noch als Leistung der SPD verkauft. Ohne uns gäbe es keine Hochschulverträge. Wir haben den Nachtragshaushalt mit Schwerpunkt Bildung und Arbeitsmarkt durchgesetzt, und wir sind die Antikorruptionspartei.

Wie steht die Partei zur Ampel?

Wir wollen eine Ampel, die wie bei der Bahn funktioniert: Rot und Grün. Gelb ist überflüssig.

INTERVIEW: UWE RADA

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