Es ist Liebe: Budni zieht's zu Edeka
Die Drogeriekette Budnikowsky will sich mit dem Lebensmittelkonzern Edeka zusammentun. Ob das geht, muss das Bundeskartellamts entscheiden
Dabei will Budni selbst kein reiner Drogist mehr sein. „Wir sind kein klassischer Drogeriemarkt und wollen uns noch stärker vom Wettbewerb abheben.“ Mit diesen Worten hatte Seniorchef Cord Wöhlke im vergangenen Sommer die Strategiewende eingeleitet. „Wenn wir das Gleiche machen wie DM und Rossmann, dann braucht man uns ja gar nicht.“
Nach zwei Geschäftsjahren mit Verlusten verordnete die Inhaber-Familie Wöhlke dem Traditionsunternehmen eine Modernisierung. Mit Investitionen im zweistelligen Millionenbereich sollen 140 Filialen bis 2019 aufgehübscht werden. Die Geschäfte sollen sich enger an den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen in den jeweiligen Stadtteilen orientieren. Bio-Obst wird in Eppendorf angeboten und in der großen Filiale im Harburger Phoenix-Center warten die vielen Kunden nur noch in einer gemeinsamen Schlange, bis eine der Kassen frei wird. Auch ein Werbespruch wie „Hamburg lädt sich eine runter“ in St. Pauli soll zum Alleinstellungsmerkmal der populären Kette beitragen.
Gleichzeitig wird weiter an der Kostenschraube gedreht. 2016 gab es gegen den Branchentrend keine Lohnerhöhungen für die rund 2.000 Beschäftigten. Und auch von der strategischen Partnerschaft mit dem größten deutschen Einzelhandelskonzern Edeka verspricht sich die Budni-Chefetage Kostensenkungen.
In Hamburg ist Budnikowsky ein Riese, bundesweit ist Budni mit seinen 182 Filialen ein Zwerg.
Die deutsche Nummer eins, DM, unterhält zehn Mal so viele Geschäfte.
Der deutsche Markt gilt allerdings als weitgehend gesättigt. Lücken, die durch die spektakuläre Schlecker-Pleite im Jahr 2012 gerissen wurden, sind an den lukrativen Standorten inzwischen von den drei Konkurrenten Rossmann, DM und Müller sowie wenigen lokalen Marktführern wie Budni wieder geschlossen worden.
Weil DM begann, Budni stärker anzugreifen, nahmen die Hamburger 2014 die Produkte des Konkurrenten aus den eigenen Regalen und stellten auf Eigenmarken um. Das erforderte hohe Investitionen und verärgerte manchen Kunden.
Mittlerweile dringen der klassische Lebensmitteleinzelhandel und Discounter immer tiefer in das angestammte Feld der Drogerieketten ein: Rabattaktionen von namhaften Deos oder Shampoos finden sich auch in den Läden von Edeka. Hape
Der deutsche Einzelhandel gilt im internationalen Vergleich als extrem preissensibel: Selbst wohlhabende Käufer rechnen mit jedem Cent. Die Pfennigfuchserei geht zwar zu Lasten etwa der Landwirtschaft und Produzenten, sorgt in Drogeriemärkten aber oft sogar für fallende Preise. Gleichzeitig muss der regionale Spieler Budni im Vergleich zur bundesweit agierenden Konzernkonkurrenz für sein Sortiment deutlich höhere Preise bei Industrie und Großhandel zahlen. Wöhlke junior hat den Einkaufsnachteil einmal auf drei Prozent beziffert. Bei einer Umsatzrendite von einem Prozent könne man so nur schlecht weitermachen. Zusammen mit Edeka sieht man sich nun auf Augenhöhe mit DM und Rossmann.
Ob das Bundeskartellamt wie im Fall der Lebensmittelkette Tengelmann versucht, der genossenschaftlich organisierten Edeka-Gruppe einen Strich durch die Rechnung zu machen, bleibt abzuwarten. Am Montag war noch keine Anmeldung in Bonn eingegangen. Da beide Unternehmen in Hamburg nicht direkt konkurrieren, räumen Beobachter der Partnerschaft gute Chancen ein. Dagegen stieße eine Einkaufsgemeinschaft des Platzhirsches Budni mit einer anderen Drogeriekette wohl auf den Widerstand des Kartellamtes.
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