Erweiterung für Bauhaus-Archiv in Berlin: Auf Augenhöhe mit Gropius
Nach langem Ringen bekommt das Bauhaus-Archiv eine Erweiterung. Von Weitem erinnert der Entwurf an das neue taz-Haus.
Mehr Platz fürs Museum schaffen, aber nicht klotzen. Eine interessante Formensprache finden, aber bitte nicht das berühmte Stammhaus von Walter Gropius überstrahlen. In Dialog mit dem Stadtraum treten und die Insellage des Hauses aufbrechen: Die Latte für den Erweiterungsbau des Bauhaus-Archivs lag extrem hoch. Deshalb wirkte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am Freitag sichtlich erleichtert, dass sie der Öffentlichkeit einen Sieger im Architekturwettbewerb für das Haus vorstellen konnte. Von einem „Glückstag“ sprach Lüscher und verkündete, zusammen mit Vertretern des Bundes und des Preisgerichts, den unstrittigen Sieger im Architekturwettbewerb. Aus 50 Arbeiten hatte die 13-köpfige Jury einstimmig den Entwurf des Berliner Büros Volker Staab gekürt. Sein Glasturm mit filigraner Stabfassade soll ab 2018 gebaut werden, Eröffnung könnte 2021 sein.
Seit mehr als zehn Jahren wartet das Design- und Architekturzentrum in der Klingelhöferstraße auf eine Erweiterung. Aus Anlass des 100. Geburtstags 2019 soll es endlich so weit sein. Der 1979 von Walter Gropius gestaltete Bau mit den markanten weißen Sheddächern ist eine Architekturikone, platzt aber schon lange aus allen Nähten. Nicht zuletzt des Publikumsandrangs wegen: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Besucherzahl verdoppelt. Neben den Einrichtungen in Weimar und Dessau ist das Berliner Bauhaus-Archiv die dritte Institution in Deutschland, die das Erbe der legendären Gestaltungsschule ausstellt und erforscht.
Die Mittel sind da
Bislang scheiterte der Neubau an den Finanzmitteln. Doch die sind jetzt da: Bund und Land teilen sich die Gesamtkosten von 56,2 Millionen Euro: 21,5 Millionen Euro entfallen dabei auf die Sanierung des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes und 34,7 Millionen auf den Erweiterungsbau. Das Geld wurde Ende 2014 in die Haushalte von Bund und Berlin eingestellt. Auch das planungsrechtliche Verfahren dürfte, anders als bei anderen kulturpolitischen Vorhaben, keine Probleme machen. Lüscher bedankte sich ausdrücklich beim Bundesbauministerium für den guten Willen und das Entgegenkommen, auch die Sanierung mitzutragen.
Mit der Entscheidung für Staabs Turmlösung – im Inneren des transparenten Hochbaus sollen vor allem Aufenthalts- und Informationsräume entstehen – haben sich die Fachleute vor allem für Funktionalität entschieden. Ästhetisch hätte man sich Kühneres vorstellen können als den von Streben ummantelten Turm. Aber mit 2.300 Quadratmetern bekommt das Museum die verdreifachte Ausstellungsfläche. Diese hat Staab unter die Erdoberfläche versenkt. Unterirdisch sollen um einen Lichthof angeordnete Räume einen Rundgang ermöglichen.
Der Verzicht auf Tageslicht war ausdrücklicher Wunsch von Museumdirektorin Annemarie Jaeggi: Für die vielen lichtempfindlichen Exponate aus Papier und Textil sei der lichtdurchflutete Bau von Gropius problematisch. Künftig soll das Stammhaus daher als Archiv und für Veranstaltungen genutzt werden. Einen neuen Treffpunkt für die Stadtgesellschaft will er schaffen, sagte Architekt Volker Staab: eine konsumfreie Zone für alle, die Lust mache auf Museum. Für den umgebenden sozial schwachen Kiez in Nordschöneberg ein ehrgeiziges Ziel.
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