: Erster Online-Bankraub gescheitert
Britische Internetbank Egg wurde um einige tausend Pfund erleichtert. Täter schon gefasst, keine Hacker
BERLIN taz ■ Eine Spezialeinheit der britischen Polizei hat gestern Morgen bei Razzien in Nordengland drei Männer festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, den ersten Online-Bankraub in Großbritannien begangen zu haben. Laut der Polizei waren die Verhafteten zwischen 30 und 40 Jahre alt und Mitglieder einer organisierten Bande. Dies berichtete gestern die englische Zeitung Independent.
Laut einer Pressemitteilung der Bank haben es die Betrüger geschafft, einige tausend Pfund verschwinden zu lassen. Nach dieser Darstellung waren es jedoch keine High-Tech-Computerhacker. Vielmehr wurden unter falschem Namen diverse Spar- und Kreditkonten eröffnet. Ausdrücklich bestritt die Bank, dass ihre Sicherheitssoftware gehackt worden wäre.
Die Online-Bank Egg ist eine Tochter der großen Versicherung Prudential und hat nach eigenen Angaben 1,2 Millionen Kunden. Egg hatte öffentlich großen Wert auf Sicherheit gelegt. Umso heikler ist der Bankraub deshalb für die ganze Branche. Die Sicherheit von Online-Diensten ist in den letzten Monaten schon genug durch das Knacken bekannter Websites in Frage gestellt worden.
Das Geld wurde anscheinend nicht von den Konten einzelner Kunden, sondern von solchen der Bank gestohlen. Nach der ersten Durchsicht der beschlagnahmten Computer-Festplatten rechnet die Polizei damit, dass auch andere Online-Banken betroffen sind.
„Ein solcher Fall ist in Deutschland unbekannt“, so gestern eine Sprecherin des Bundesverbandes deutscher Banken. Ebenso in anderen Ländern. Ob es wirklich der erste Online-Raub ist, darf trotzdem bezweifelt werden. Normalerweise geht die Geldbranche – ähnlich wie zum Beispiel bei Kreditkartenkriminalität – mit solchen Vorkommnissen sehr diskret um.
REINER METZGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen