piwik no script img

Erschossene Journalistin in NordirlandNeue IRA bedauert Mord

Die Neue IRA hat sich zur Tötung von Lyra McKee im nordirischen Londonderry bekannt. Die Reporterin sei „tragischerweise getötet“ worden, schreibt die Gruppe.

Lyra McKee ist am Donnerstagabend bei Ausschreitungen in Londonderry ums Leben gekommen Foto: reuters

Dublin dpa | Die militante Republikaner-Gruppe Neue IRA hat sich zu dem Mord an der Journalistin Lyra McKee in Nordirland bekannt. In einem in der Zeitung The Irish News am Dienstag veröffentlichten Bekennerschreiben heißt es: „Im Laufe des Angriffs auf den Feind wurde Lyra McKee tragischerweise getötet, während sie neben den feindlichen Kräften stand.“ Man wolle sich bei dem Partner des Opfers, der Familie und ihren Freunden aufrichtig entschuldigen. Der Brief wurde den Angaben zufolge durch ein anerkanntes Kennwort verifiziert.

Die 29-jährige McKee war am Donnerstagabend bei gewaltsamen Ausschreitungen in der Stadt Londonderry erschossen worden. Sie stand in einer Menschengruppe in der Nähe von Polizeifahrzeugen, als eine Kugel ihren Kopf traf. Die Ermittler gehen von einem Terrorakt aus. Die Neue IRA hatte sich im März auch zu Paketbomben bekannt, die in London und Glasgow aufgetaucht waren. Sie lehnt das friedensstiftende Karfreitagsabkommen von 1998 ab und strebt ein vereintes Irland an.

In Tatortnähe am Rande von Londonderry waren vor dem Mord mehr als 50 Brandsätze auf Polizisten geschleudert worden. Fahrzeuge brannten. Zuvor hatten Polizisten in dem Wohnviertel nach Waffen gesucht. Auslöser für die Krawalle soll der jährliche Protest an Ostern im Zusammenhang mit dem Nordirland-Konflikt gewesen sein. Die neuen Unruhen trugen sich zu einem Zeitpunkt zu, an dem irisch-katholische Nationalisten an den Aufstand gegen die Briten im Jahr 1916 erinnern.

Am Wochenende erst waren zwei nach dem Mord festgenommene junge Männer wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Anschuldigungen gegen sie seien nicht erhoben worden, teilte die zuständige Polizei mit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

15 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Mord ist durch nichts zu rechtfertigen, auch nicht durch einen BREXIT.

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Der sogenannte Friedensprozess in Nordirland scheint ja nur eine hauchdünne Folie zu sein, die über die bestehende Wut, den Zorn, den Hass und die Verachtung des jeweils anderen der dortigen BewohnerInnen gelegt wurde. Die Risse werden immer schneller immer länger und jetzt reichen schon Kleinigkeiten, die als Provokation gedeutet und für Gewalt herhalten müssen. Zurück blickend heißt das doch, dass es nie einen wirklichen Neuanfang gab und die „neue IRA“ ihn auch vom Start weg nicht wollte. So wird dann wohl weiter nach Schuldigen und Verursachern gesucht (und gefunden) und nicht nach tragfähigen Alternativen des Zusammenlebens. Wie schade!

    • @97088 (Profil gelöscht):

      So möchten es bestimmt die Scharfmacher von allen Seiten gerne sehen. Die Reaktionen der Bevölkerung haben gezeigt, dass dem nicht so ist. Der Friedensprozess in Nordirland ist kein „sogenannter“.

      • 9G
        97088 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Nein? Und die vielen Wandbilder? Die jährlichen katholischen und evangelischen „Erinnerungsprozessionen“? Immer begleitet von kleinen „Rangeleien“? „Plötzlich“ tauchen Waffen und Sprengstoffe auf? Alles „nur“ Scharfmacher? Ich gehe auch davon aus, dass niemand dort Terror und Gewalt wieder haben will - aber ein einfaches „Leben lassen, weil jeder Jeck anders ist“ klemmt doch offensichtlich?

  • "The partner" müsste korrekterweise mit "die Partnerin" und nicht "der Partner" übersetzt werden. Lyra McKee war lesbisch, lebte mit einer Frau zusammen... und hat mit ihren Schriften zum Thema (z. B. Letter to my 14 year-old self) mindestens ebenso wertvolle Arbeit bezüglich eines kritischen Hinterfragens irischer Verhältnisse geleistet wie mit ihren Artikeln und Büchern zum Nordirland -Konflikt. Wäre schade, wenn der Teil ihres Lebens durch Übersetzungs-Flüchtigkeitsfehler in Vergessenheit gerät.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @kami:

      Danke für die Info. Die "New IRA" hat es wohl nicht so mit solchen Unterschieden.

      Und überhaupt hätten sie besser geschwiegen, als sich für einen "falschen" Mord zu entschuldigen.

      • 9G
        94795 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        @Jim Hawkins: Nicht die IRA hat den Übersetzungsfehler gemacht sondern die taz.

        Ohnehin ist auch die Bezeichnung "Mord" nicht richtig, die IRA hat nicht vorsätzlich genau diese Frau erschossen.

        Dass der Schmerz des Verlustes eines Menschen nicht durch Entschuldigungen gelindert wird ist offensichtlich, jedoch ist es dennoch gerechtfertigt und sinnvoll dies nach einer solchen Tragödie zu tun.

  • Diese pseudolinken, nationalistischen, militaristischen Neo-IRA Hampels unterscheiden doch tatsächlich zwischen guten und schlechten Ermordeten. Könnte kotzen.

    • @Rudolf Fissner:

      Diese Hampels scheinen fest im westlichen Wertesystem verankert zu sein. In diesem hat der Kollateralschaden seinen festen Platz. Könnte auch kotzen.

      • @luetzowplatz:

        Auf den Punkt.

      • @luetzowplatz:

        Sorry no comprende. Aus welcher Himmelsrichtung kommen Sie?

  • Oh Oh Oh, diese Leute machen feinsinnige Unterscheidungen zwischen richtigen und falschen Terroropfern. Es ist, nicht nur deswegen, ein besonders bedrückendes Ostern gewesen.

  • Tragisch, traurig..ein junges Leben, welches dem Geist der Wahrheit und des Friedens in Irland hingegeben war.. wurde ausgelöscht ! Durch den alten Hass religiöser und politischer Starrsinnigkeit! .."aus Versehen..?".. nun? `wer mit dem Feuer spielt..´



    Es war ja ein Ziel des "EU- Friedensprojekts" den alten Konflikt in und um Nordirland friedlich beizulegen und zu überwinden !



    Das die IRA `neu´ entstanden ist, ist m.E. ein Resultat des BREXIT in UK !

    • @vergessene Liebe:

      "Das die IRA `neu´ entstanden ist, ist m.E. ein Resultat des BREXIT in UK !"

      Unsinn, die New IRA ist direkt nach dem Waffenstillstand und dem Beginn der Friedensgespräche vor 20 Jahren entstanden.

      • @sb123:

        Danke für die `Richtigstellung´! Mehr präzise meine ich das der Waffenstillstand der IRA lange gehalten hat, eben 20 Jahre! Ich meine auch, das beider Staaten ( UK und Irland) Mitgliedschaft in der EU den historischen, militanten Konflikt sehr entspannt hatte! Und nun, durch die verworrene BREXIT Debatte: evtl neue Grenzen mit Schlagbäumen zwischen Nordirland (UK) und der irischen Republik.. die kaum verheilten Wunden des Hasses des historischen IRA Terrors brechen wieder auf ! Der historische IRA Gewaltdogmatismus von Gut und Böse ist wieder lebendig.



        Nichts gelernt ? Es bleibt zu Hoffen das die "New IRA" keinen Rückhalt in der Bevölkerung hat und das ein Geist friedlicher Toleranz und Dialogs ...